Durch die Umbenennung des Weltkonzerns Facebook in Meta ist der Begriff Metaverse, zu Deutsch Metaversum, von sehr großem öffentlichem Interesse. Metaverse beschreibt ein Universum, in dem Virtuelles und Reales miteinander verschmelzen. Daraus verändert sich, wie Menschen miteinander leben, arbeiten und lernen. Auch wenn diese (R)Evolution der neuen Art der Interaktion noch lange nicht vollumfassend unser Leben beeinflusst, verdient sie doch volle Aufmerksamkeit.
Vorlesung virtuell. Also so richtig.
Die analoge, hybride und online geführte Vorlesung war gestern, warum nicht ganz virtuell? Mit dieser steilen These wurde an der Fakultät Angewandte Naturwissenschaften und Wirtschaftsingenieurwesen ein erster, sehr spannender Pilotversuch initiiert: Lehrveranstaltungen in der virtuellen Welt. Im Rahmen der Vorlesung Digitale Souveränität im Bachelorstudiengang Interdisziplinäres Ingenieurwesen wurden alle Studierenden mit einer Virtual Reality (VR)-Brille ausgestattet. Vorab konnten sie sich damit ausgiebig beschäftigen und ihren individuellen „Studierenden-Avatar“ konfigurieren. Die Vorlesung lief über eine Plattform für virtuelle Kollaboration namens Glue. Im Ambiente mit Bergpanorama trafen sich alle zum ersten gemeinsamen Ausprobieren, Erleben und Lernen. Neben dem Testen der vielfältigen Funktionen und Möglichkeiten erarbeiteten die „Studierenden-Avatare“ in Gruppen ihr individuelles Zukunftsbild eines Studiums in virtueller Realität. Die Nutzung und Anwendung war sehr intuitiv und stellte für die digitalen Talente des Studiengangs kein Problem dar. Vorteilhaft war natürlich für alle der Entfall der Einhaltung der Hygieneregeln im virtuellen Raum. Dies löste umfangreiches freudiges Händeschütteln, Faustgruß- und High-5-Gesten aus.
Besonderes visuelles Gesamt-Erlebnis
Die Coronapandemie hat im Hinblick auf die Lehre nicht nur zu Herausforderungen in der Durchführung, sondern auch in der Organisation und Planung von Lehrveranstaltungen geführt. Die Vorlesungen in virtueller Realität erleichtern dies. Denn eine analoge Vorlesung kann theoretisch auch immer virtuell abgehalten werden. Man „steht“ sich zwar nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüber, eher von Avatar zu Avatar. Aber eine Vielzahl an Gestaltungs- und Aktionsmöglichkeiten bieten ein breites Spektrum an interaktiven, kollaborativen Handlungen. Bei weitem mehr,als nur eine Leinwand für gemeinsames Tun, handelt es sich um eine Infrastruktur, welche Hör- und Tastsinn anspricht, und durch die VR-Brillen ein besonderes visuelles Gesamt-Erlebnis ermöglicht.
In der Virtual Reality ist Platz
Die aufwendigen organisationsbedingten Buchungen der Vorlesungsräume wären ebenfalls passé. Der virtuelle Raum bietet hier „genug“ Platz, mit kompletten Entfall der 1,5 m-Abstandsregelung, der Maskenpflicht und den Impfausweis-/Testnachweiskontrollen. Durch flexible Erweiterung von virtuellen Nebenräumen, lassen sich auch Gruppenarbeiten ungestört durchführen. Die virtuellen Büroartikel in Form von Notizzetteln, Stifen, Whiteboards und Zeigestäben etc. sind ebenfalls vorhanden. Voraussetzung ist natürlich die Nutzung einer VR-Brille sowie eine stabile Internetverbindung. Des Weiteren wird ein virtueller Raum benötigt, aber vielleicht hat die Hochschule ja auch schon einen Standort im Metaverse?
Ann-Marie Kaufmann & Anne-Katrin Hapke
Ann-Marie Kaufmann ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Anwendungslabor Industrie 4.0 der Fakultät Angewandte Naturwissenschaften & Wirtschaftsingenieurwesen, Anne-Katrin Hapke arbeitet bei AviloX, einem Beratungsunternehmen für vernetzte Arbeitswelten. Beide beschäftigen sich beruflich mit den Möglichkeiten der Digitalisierung auf verschiedenen Ebenen von Organisation & Produktion. Im Wintersemester 2021/2022 waren Ann-Marie Kaufmann und Anne-Katrin Hapke Lehrbeauftragte für das Fach Digitale Souveränität im Bachelorstudiengang Interdisziplinäres Ingenieurwesen.