„Geh doch mal raus und unternimm was!“, „Anderen geht’s noch schlechter.“, „Das geht schon wieder vorbei“, „Reiß dich zusammen!“ und „Du lässt dich aber ganz schön gehen.“ Laut einer Freundin von mir, die an Depressionen leidet, sind das alles Sätze, mit denen sie schon einmal von ihrem Umfeld konfrontiert wurde. Und damit ist sie mit Sicherheit nicht die Einzige!
Sensibilisierung
Als außenstehende Person kann ich mir gut vorstellen, dass diejenigen, die solche Aussagen treffen, keine bösen Intensionen haben und es nur gut meinen. Doch im Kurs „Psychische Störungen im Spielfilm“ wurde ich für das Thema sensibilisiert. Somit weiß ich, dass diese Äußerungen dem Betroffenen nicht weiterhelfen und sogar einen gegenteiligen Effekt erzielen können. Solche Aussagen entstehen meistens aufgrund von mangelndem Wissen zum Thema Depression. Ich möchte deshalb in meinem Blogbeitrag mit euch ein paar Learnings aus dem Kurs teilen und darauf eingehen, welche Erfahrungen eine von Depressionen betroffene Person bezüglich ihres Umfelds gemacht hat.
Distanz und Angst…
„Von meinen Eltern hörte ich oft, wie ich es denn durchs Leben schaffen möchte, wenn mir bereits die leichtesten Dinge schwerfallen. Sie haben die Krankheit als eine Schwäche von mir angesehen“, so meine Freundin. Dies zeigt deutlich, dass die Eltern meiner Freundin hinsichtlich der Ursachen von Depressionen nicht richtig informiert sind und diese Erkrankung leider nicht als ernstzunehmende Krankheit ansehen. Damit sind ihre Eltern sicherlich nicht allein. Von unserer Gesellschaft werden oft eine falsche Lebensführung und mangelnde Selbstdisziplin mit Depressionen verbunden. Dieses schlechte Bild der Bevölkerung führt dazu, dass Betroffene Ablehnung erfahren und diskriminierende Handlungen erleben: „Manche Menschen, von denen ich es nicht erwartet hätte, haben sich tatsächlich etwas von mir distanziert, nachdem ich ihnen von meiner Erkrankung erzählt habe.“ Diese Erfahrung meiner Freundin spiegelt unter anderem die in der Gesellschaft vorherrschende Distanz gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen und die damit verbundene Angst vor den Betroffenen wider.
…mit gravierenden Folgen
Daran sollte dringend etwas geändert werden. Solche falschen Verhaltensweisen gegenüber depressiven Personen können nämlich gravierende Folgen haben. Der Betroffene ist weniger bereit sich Hilfe zur Behandlung zu holen und bleibt somit unterversorgt. Außerdem kann es sein, dass sich die Person sozial isoliert, was sich ebenso negativ auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Das bestätigte auch meine Freundin: „Ja, anfangs habe ich mich sehr zurück gezogen und mich allein gefühlt. Von meinem Umfeld habe ich kein Verständnis für meine Situation bekommen. Man hat einfach sehr gemerkt, dass Depressionen in unserer Gesellschaft noch ein ziemliches Tabu-Thema darstellen und dass ich dahingehend nicht mit jedem so offen darüber sprechen kann.“
Die Gesellschaft muss umdenken
Versteht mich hiermit nicht falsch. Ich möchte mit diesen Schilderungen nicht diejenigen verurteilen, die sich auf so eine Art und Weise gegenüber Depressionskranken verhalten haben. Ich möchte vielmehr auf gewissen Irrglauben über die psychische Erkrankung in unserer Gesellschaft aufmerksam machen und ein größeres Bewusstsein für das Thema schaffen. Wichtig ist daher, dass innerhalb unserer Gesellschaft ein Umdenken erfolgt und die Depression als eine ernsthafte Erkrankung wahrgenommen wird. Jeder sollte hinsichtlich psychischer Erkrankungen aufgeklärt werden und mehr über die Ursachen und Eigenschaften erfahren, um so besser mit Betroffenen umgehen zu können. Ich hoffe daher, dass ich mit diesem kurzen Blogbeitrag ein Stück weit zur Sensibilisierung beitragen und den Blick einiger von euch für das Thema „psychische Störungen“ weiten konnte.
Einfach empathisch sein
Zum Schluss noch ein Tipp meiner Freundin: „Versucht den Betroffenen in eurem Umfeld das Gefühl zu geben, dass sie sich nicht verstecken müssen. Es ist klar, dass ihr euch nicht zu 100 Prozent in die Person hineinversetzen könnt. Das ist normal. Aber es ist möglich als Außenstehender empathisch zu bleiben, offen und vorurteilsfrei Unterstützung anzubieten und Mitgefühl für das zu haben, was der Betroffene durchmacht.“
Jasmin Dederer
Jasmin Dederer studiert Angewandte Wirtschaftspsychologie im 5. Semester an der Technischen Hochschule in Deggendorf. Nach ihrem Bachelor möchte sie sich gerne im Bereich Organisationsentwicklung und Change-Management weiter fortbilden und ein Masterstudium beginnen.