Quality of life and healthcare
Nachts wenn wir schlafen, ruht unser Körper und alle Funktionen sind abgeschaltet. Denkst du das auch? Dann kann ich dir sagen, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Denn während du schläfst und deine Körperfunktionen runtergefahren sind, läuft dein Gehirn auf Hochtouren. Und vollbringt wahre Wunder...
Der Houdini des Körpers
Unser Gehirn ist ein wahrer Magier, wenn es darum geht, unser menschliches Leben zu organisieren. Alle Funktionen des Körpers, Emotionen und sonstiges wie Schlaf, Hunger usw. werden im Gehirn gebildet und gesteuert. Egal ob wir den Arm beugen wollen oder uns an etwas erinnern, eine Sprache lernen oder Gefühle entwickeln, nichts funktioniert, wenn unser Gehirn es nicht vorher regelt. Du sagst jetzt vielleicht WOW… das ist ja der Wahnsinn. Allerdings, aber unser Gehirn kann natürlich noch viel mehr. Es sorgt dafür, dass wir uns Dinge merken können oder eben nicht. Es filtert, kategorisiert und entscheidet bei allen Eindrücken jeden Tag aufs Neue, ob das wichtig ist, oder wegkann. Es entscheidet, wie du Situationen interpretierst und löst dann die für das Gehirn adäquate Reaktion darauf aus. Es sagt dir, dass du hungrig bist oder satt und es reguliert deine Körperfunktionen wie zum Beispiel Blutdruck, Herzfrequenz und so weiter.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Tausendsassa im Kopf auch nachts dafür sorgt, dass wir schlafen und uns körperlich erholen, aber im Hintergrund für uns unbemerkt die wichtigen Arbeiten laufen. Da wird dann wie nach einem langen Bürotag durchgeräumt, es wird sortiert, was kann weg, was soll bleiben. Und es wird Platz geschaffen für den nächsten ereignisreichen Tag.
Aber im Studium ist doch alles anders, oder?
Kennst du das auch, das Gefühl die Prüfung rückt immer näher, die Zeit zum Lernen wird immer weniger und eigentlich weißt du noch nicht alles, was für die Prüfung wichtig ist und bist noch nicht gut genug vorbereitet? Da greifen wir dann oft zu Lernmethoden, von denen wir meinen sie wären hilfreich, wie zum Beispiel das Bulimie-Lernen – also möglichst viel Wissen in kürzester Zeit in den Kopf hämmern. Wir machen die Nacht zum Tag, schlafen müssen wir ja nicht, und die Zeit, die wir dafür „verschwenden“, können wir auch zur Prüfungsvorbereitung nutzen.
Tja, falsch gedacht. Unser Gehirn braucht nämlich genau die Zeit nachts, um das, was wir gelernt haben, auch so abzuspeichern, dass wir es wieder abrufen können. Unser Hippocampus ist sowas wie der Arbeitsspeicher im Gehirn. Hier kommen ALLE Eindrücke, Erlebnisse, Wissen und Abläufe von zwölf Stunden ungefiltert drauf. Also auch das, was du gelernt hast. Nachts fängt das Gehirn dann an, das Ganze in Kategorien einzuteilen, zu sortieren, abzuspeichern oder auch wegzuwerfen. Wenn du also nicht schläfst, kann dein Gehirn diese Aufgabe nicht erfüllen und dein Arbeitsspeicher wird so übervoll, dass er nichts mehr aufnehmen kann. Vielleicht ist dann genau DIE wichtige Antwort auf die Prüfungsfrage dabei, die du brauchst. Du bist sicher, du hast sie gelernt, aber was hilft es, wenn du sie nicht mehr wiederfindest. Daher gelten die Regeln für den Schlaf eigentlich immer und im Studium ist das nicht anders.
Und wer macht jetzt hier wieder sauber?
Am Ende heißt es einmal durchwischen, bzw. durchspülen. Während wir uns in einer Phase des tiefen Schlafens befinden und wenn das Aufräumen, Sortieren, Speichern sowie Wegwerfen abgeschlossen ist, flutet unser Gehirn über die erweiterten Zellzwischenräume einmal durch und schwemmt schädliche Stoffe und Ablagerungen über das Rückenmark aus. Das Ganze findet im glymphatischen System bei uns statt. Forschungen haben gezeigt, dass zum Beispiel bei Alzheimer Patienten eine Fehlfunktion dieser nächtlichen Reinigung vorliegt. Wenn das alles aber glatt läuft, sind wir danach wieder frisch im Kopf und bereit für neue Abenteuer.
Dein Gehirn agiert also als DIE Schaltzentrale für deinen gesamten Organismus und es gibt kaum Bereiche, in denen dein Gehirn keine zentrale Rolle spielt. Es ist dein BIG PLAYER und diesen solltest du gut im Auge behalten.
Side Fact: Unser Gehirn steuert auch unser Hunger/Sättigungsgefühl. Ein Gehirn, das dauerhaft zu wenig guten Schlaf bekommt, produziert zum Beispiel fälschlicherweise zu viele Hormone, die dir sagen können, dass du Hunger hast, und das wiederrum kann auch zu Essensproblemen und anderen daraus resultierenden Erkrankungen (wie Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, etc.) führen. Gut zu wissen, oder?
Wie kann ich denn meinem Gehirn nun etwas Gutes tun?
Natürlich können und sollten wir unser Gehirn bei dieser Arbeit unterstützen. Aber was genau können wir tun? Am wichtigsten ist eine gute Schlafhygiene, ausreichend guter und ausreichend langer Schlaf hilft unserem Gehirn die nötigen Abläufe in der Schlafzeit tatsächlich bewältigen zu können. Und diese Zeit braucht unser Gehirn unbedingt. Ähnlich wie der Akku am Smartphone, wenn er nicht zum Laden angeschlossen wird, ist irgendwann die Batterie leer. Und so geht es unserem Gehirn ebenfalls. Wenn es keine Phasen der Schlafruhe bekommt, kann es seine Aufgaben nicht gut erledigen, wir fühlen uns dann gerädert, müde, teilweise schlecht gelaunt und emotional und können uns auch nicht mehr so gut Dinge merken.
Apropos Smartphone. Wusstest du, dass das Blaulicht vom Smartphone dein Gehirn davon abhält Melatonin, das Hormon, das uns müde macht und schlafen lässt, zu produzieren? Also ist das, was du hier aktiv tun kannst, um dein Gehirn zu unterstützen, beispielsweise abends das Smartphone wegzulegen und stattdessen ein Buch zu lesen oder Musik zu hören. Das entspannt und hilft deinem Gehirn dir zu signalisieren, dass es Zeit wird für süße Träume und dein Gehirn seine Nachtschicht beginnen kann. In diesem Sinne wünsche ich dir geruhsame und gute Nächte.
Zorica Kovacevic studiert im sechsten Semester »Management im Gesundheits-Sozial und Rettungswesen«. Sie macht aktuell ein Praktikum in der Abteilung HRM »Gesunde Hochschule« und interessiert sich für die Funktionen und Abläufe des Gehirns. Später würde sie beruflich gerne dabei helfen ein gesünderes und besseres Arbeits- und Lernumfeld für Menschen zu schaffen.