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Presseartikel

Deutschlandpreis 2022 für Bachelorarbeit

Maschinenbau-Studentin der THD geehrt

4.11.2022 | Fachbereichstag Maschinenbau e.V.

Nachhaltigkeit im Curriculum - unser Maschinenbau-Studium neu denken, unter diesem Motto diskutieren rund 40 Vertreterinnen und Vertreter aus Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) zwei Tage lang, wie das Thema Nachhaltigkeit in die Maschinenbau-Curricula integriert werden soll. Der Fachbereichstag Maschinenbau e.V. (FBTM e.V.) hat zur bundesweiten Fachtagung vom 3.-4. November 2022 an die Fakultät II Maschinenbau und Bioverfahrenstechnik der Hochschule Hannover eingeladen. Der FBTM e.V. ist die Vertretung der bundesweit fast 80 Maschinenbau-Fachbereiche an HAW. 

„Energie- und Verkehrswende muss man nicht nur wollen, sondern auch können!“, sagt Prof. Dr.-Ing. Moniko Greif, Vorsitzende des FBTM e.V. „Wir Ingenieurinnen und Ingenieure sind die Spezialisten fürs Können!“ 

Als paradox empfindet es Prof. Greif, dass junge Menschen zwar einerseits die Energie- und Verkehrswende fordern, aber andererseits den Maschinenbau nicht als entscheidendes Handwerkszeug erkennen. „Jede Windkraftanlage, jede Solarzelle benötigt bei der Entwicklung und Produktion Maschinenbauerinnen und –bauer“, so Prof. Greif. „Wir integrieren Elektronik und Software in moderne Maschinenbauprodukte. Wir brauchen dazu die Kooperation mit anderen technischen Gewerken wie Elektro- und Informationstechnik.“ 

Lehrende wissen um ihre Verantwortung 
Die Vorstellung der Ergebnisse einer Befragung der Mitgliedsfachbereiche durch Prof. Greif zeigt, dass es an vielen Hochschulen schon entsprechende Aktivitäten gibt. Dies können zusätzliche Lehrveranstaltungen, Projektarbeiten oder Forschungsarbeiten in Kooperation mit Firmen sein. Nicht wenige Hochschullehrer:innen haben sich zu diesem Thema weitergebildet, und viele haben konkrete Vorstellungen, welche Module inhaltlich überarbeitet werden sollten. 

Nachhaltigkeitsaspekte schon bei Konstruktion, Berechnung und Fertigung von Maschinen und Anlagen berücksichtigen 
„Als Lehrende sollte es unser Anspruch sein, die zukünftigen Maschinenbauer:innen zu befähigen, Ideen und Methoden zu entwickeln, die auf die Konstruktion und Fertigung nachhaltiger und klimaneutraler Produkte abzielen“, formuliert Prof. Ulrich Eisentraut. „Rein ökonomische Kriterien müssen durch ökologische wie z.B. Ressourceneinsparung, Recyclingfähigkeit, Abfallvermeidung und CO2 -Neutralität ergänzt werden.“  Er initiierte die AG Nachhaltigkeit des FBTM e.V., die die Tagung inhaltlich gestaltet. 

Programm und Ziel der Tagung
Ziel ist es, ähnlich wie 2020 beim Thema „Digitalisierung“ das Positionspapier zum Maschinenbau-Curriculum zu ergänzen. Dieses dient als Maßstab für die Akkreditierung von zeitgemäßen Maschinenbau-Studiengängen.
 
Wie bei der Digitalisierung ist das Unterbringen der Nachhaltigkeit in unseren doch schon sehr vollen Curricula nicht trivial. Außerdem ist der Begriff „Nachhaltigkeit“ nicht nur in aller Munde, sondern auch hinreichend schwammig und abgegriffen. 

Die Fachtagung will angesichts der Komplexität keine einfachen, handgestrickten Lösungen präsentieren. Sondern die Expertinnen und Experten aus den bundesweiten Hochschulen für angewandte Wissenschaften sowie aus Firmen und Verbänden werden aufbauend auf einer Analyse der aktuellen Situation, Inputs von kompetenter Seite und guten Beispielen Lösungsansätze entwickeln und vertiefen, wie der Leiter der AG Nachhaltigkeit, Prof. Joachim Voßiek erklärt. 

Dr.-Ing. Thomas Flower, Dekan an der Fakultät Technik und Informatik an der HAW Hamburg hält einen Impulsvortrag „One World Engineering – eine Fakultät definiert sich neu“. 

Für die Podiumsdiskussion unter dem Motto „Nachhaltigkeit - muss das wirklich ins Maschinenbau-Curriculum?“ konnte der Organisator vor Ort, Dekan Prof. Wolfgang Stracke neben „Stakeholdern“ aus der Industrie der Region auch Studierende und einen Schüler gewinnen, um ihre Sichtweise einzubringen.
 
Mit den Anregungen aus diesem Input wird es in Workshops und World Cafés dann in die Details gehen. Es wird nicht nur über die grundsätzliche Vorgehensweise diskutiert, ob es zusätzliche Module z.B. für Kreislaufwirtschaft geben oder besser Nachhaltigkeit in alle Module integriert werden soll. Sondern die geballte Fachkompetenz fließt auch in beispielhafte Modulbeschreibungen für nachhaltige Produktentwicklung und Produktion oder Energietechnik.

Ingenieurinnen und Ingenieure werden für Energie- u. Verkehrswende auch in Zukunft dringend gebraucht! 
Ein weiterer Punkt wird die Weiterführung des Themas der letzten Tagung in Esslingen sein, das uns weiterhin auf den Nägeln brennt: die Nachwuchsförderung. Wenn es uns nicht gelingt, genügend Nachwuchs auszubilden, wird uns das bremsen. Wir müssen mehr junge Frauen und Männer für ein Ingenieurstudium gewinnen und zeigen, dass die Maschinenbau-Ausbildung an HAW auf der Höhe der Zeit ist (siehe Positionspapier zu Studieninhalten für Digitalisierung und Industrie 4.0 von Esslingen 2021). 

Die AG Nachwuchsförderung hat fleißig weitergearbeitet und wird eine Fülle von Ideen und Materialien präsentieren, die die Fachbereiche bei Ihrer Arbeit unterstützen können. U. a. ist die Idee einer Filmserie konkretisiert worden. Spannend! 

Verleihung des Deutschlandpreises 2022 
Zum Abschluss der Tagung steht ein weiteres Highlight auf dem Programm: die Verleihung der Deutschlandpreise für herausragende Abschlussarbeiten durch Prof. Morgenstern, den Leiter der AG Öffentlichkeitsarbeit. Die Preise – jeweils dotiert mit 2.000 Euro – werden am Abend an Frau Johanna Hable von der TH Deggendorf in der Kategorie Bachelor und an Herrn Alessandro Papa von der Hochschule Karlsruhe in der Kategorie Master verliehen. Die Themen der prämierten Arbeiten machen deutlich, dass Additive Fertigung (vulgo 3D-Druck), Simulationsmethoden und die Verknüpfung von Mechanik, Elektronik und Software längst fachlicher Standard sind und dass das „Dampfmaschinen- oder Schmieröl-Image“ des Maschinenbaus nichts mehr mit der heutigen Berufs-Wirklichkeit zu tun hat. 

Fazit 
Fazit der Professorinnen und Professoren zum Ende der Tagung (4. November): „Ohne ausreichende Zahl von Ingenieurinnen und Ingenieuren mit einer zeitgemäßen Qualifikation, die nicht nur Digitalisierung, sondern auch Nachhaltigkeitsaspekte integriert, wird es keinen wirtschaftlichen Erfolg und keinen Umbau zu einer ökologischen Marktwirtschaft geben“, sagt die Vorsitzende des Fachbereichstags Maschinenbau, Prof. Dr.-Ing. Moniko Greif.  

 

Bild (Fachbereichstag Maschinenbau e.V.): Johanna Hable erhält den Deutschlandpreis 2022 des Fachbereichstag Maschinenbau e.V.