14.1.2016 |
Angehende Bauingenieure der Technischen Hochschule Deggendorf stellten dem „Zukunftsausschuss“ die Konstruktionen vor
(Bericht der Passauer Neue Presse vom 14.1.2015, Text und Bild Franz Gilg)
Der „Napoleonturm“ auf dem Schellenberg ist zu zehn Prozent Realität geworden. Dies zumindest glaubt Benno Fischer als Sprecher des „Zukunftsausschusses“ des Tourismusverbandes Unterer Inn (TVUI), denn ein erster großer Schritt ist getan: Fünf Modelle stehen ab jetzt zur Auswahl.
Erstellt wurden die Konstruktionspläne zwar nicht von ausgewiesenen Fachleuten, aber immerhin handelt es sich um eine Art „Facharbeit“, ein großes Projekt der Fakultät Bauwesen und Umwelttechnik der Technischen Hochschule (TH) Deggendorf. Elf angehende Bauingenieure unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Florian Neuner haben in kleinen Gruppen sogenannte Entwurfsstudien erstellt, die sie nun erstmals öffentlich präsentierten. Dazu versammelten sich im Rathaus-Saal neben der Arbeitsgruppe auch der Zukunftsausschuss, die Presse sowie die Bürgermeister Klaus Schmid (Simbach), Willibald Galleitner (Stubenberg), Johann Wagmann (Ering) und Elmar Buchbauer (Julbach). Mit dabei war auch Elke Pflug, die Geschäftsführerin der STS-Gesellschaft Simbach-Braunau.
Zur Vorgeschichte: Im vergangenen Jahr hatte sich der Zukunftsausschuss des TVUI gegründet, um das Wander- und
Erholungsgebiet Schellenberg mit neuen Attraktionen aufzuwerten. Zentraler Punkt dabei ist die Errichtung eines Aussichtsturmes. Das Dilemma dort oben ist seit Jahren bekannt: Die höchste Erhebung zwischen dem Bayerischen Wald und Oberbayern würde einen fantastischen Panoramablick gestatten, wären da nicht die vielen Bäume. Zwar existiert ein „Aussichts-Schwammerl“ des Freizeit-Zweckverbands, aber dieser ist inzwischen komplett zugewachsen – und derWaldbesitzer nicht bereit, dagegen etwas zu unternehmen. Bemühungen, einen richtigen Turm, gemauert aus Steinen, am Schellenberg zu errichten, gab es vor etwa 100 Jahren durch den Alpenverein. Inzwischen gilt so ein Projekt als nicht finanzierbar. Ein solider Turm würde mehrere 100 000 Euro kosten. Immerhin stand dort zur Zeit von Kaiser Napoleon, ab dem Jahr 1801, ein Signal- und Vermessungsturm. Acht Jahre später haben ihn österreichische Soldaten zerstört. Ein daraufhin errichteter neuer Vermessungsturm wurde nach zehn Jahren Opfer eines Sturms. Weitere Bauwerke hielten ebenfalls nur kurzzeitig. Um keine teuren Gutachter und Ingenieure bezahlen zu müssen, hatte der Zukunftsausschuss Kontakt zur TH aufgenommen und es geschafft, dass sich die jungen Leute im letzten Jahr ihres Bachelor-Studiums intensiv und unentgeltlich mit dem Thema „Napoleonturm“ auseinandersetzten. Sie erkundeten die Örtlichkeiten, erhielten Vorgeben und Rahmenbedingungen und durften ansonsten ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Man sollte zwar den Werkstoff Holz verwenden, doch sehen alle Entwürfe eine Tragekonstruktion aus (verzinktem) Stahl vor, um dem Brandschutz und der Statik Rechnung zu tragen.
Die Türme sollten 40 Meter hoch sein, damit man auf alle Fälle über die Baumgrenze hinaus kommt. Der maximale Kostenrahmen lag bei etwa 700 000 Euro.Zudem wurde eine Gestaltung der näheren Umgebung des Turmes gewünscht, die in allen fünf Varianten eher schlicht ausfiel. Standort ist der höchste Punkt des Schellenberges (552 Meter) zwischen dem Gasthaus und der Kapelle.
Eine Frage ist noch ungeklärt:
Soll man vom Turmbesteiger Eintritt verlangen oder genügt eine Box für freiwillige Spenden? Nach Ansicht der Arbeitsgruppe kommt durch Spenden oft mehr Geld herein, als durch reguläre Preise – und man braucht kein Personal oder eine zusätzliche Zugangs-Technik. Nun aber zu den fünf Vorschlägen, die allesamt mit staunenden Gesichtern aufgenommen wurden – was auch an der zum Teil animierten Präsentation lag.
Turm 1 nennt sich „Concavus“ und beeindruckt durch seine gekrümmte Form.Verwendet wird feuerverzinkter Stahl und Lärchenholz. Grundfläche ist ein gleichschenkliges Dreieck. Es gibt vier Podeste zum Verweilen, wobei man von den unteren drei aus vermutlich nicht viel sieht. Die Aussichtsplattform ist nicht überdacht. Die futuristische Konstruktion hat auch ihren Preis, denn mit Mehrwertsteuer käme man auf Gesamtkosten von 720 000 Euro.
Turm 2 heißt „Napoleon“, weil seine Überdachung dem typischen Napoleon-Hut gleicht. Ansonsten wirkt dieses Modell eher schlicht und hat teilweise eine Holzverkleidung. Die Treppe wurde mit einer Breite von 1,10 Metern eher schmal gewählt. Es gibt nur Treppen-Zwischenpodeste. Die Treppe liegt im letzten Drittel des Turmes außen, womit die typische Handhaltung Napoleons angedeutet wird. (Kosten: 680 000 Euro).
Turm 3, „Korsika“, wurde nach dem Geburtsort Napoleons benannt. Diese Konstruktion verbreitert sich nach oben zu. Sie besteht aus sechs silberfarbenen Außenstützen (Stahl mit Duplexbeschichtung), die von kupferfarbenen, spiralförmigen Windaussteifungen begleitet werden. Es gibt zwei Zwischenebenen und eine große Aussichtsplattform. Das Modell wirkt sehr modern, ist mit knapp 800 000 Euro aber auch das teuerste.
Turm 4 heißt schlicht „Turris Spekulatoria“ (lat.: Aussichtsturm) und wurde bewusst als kostengünstigste Lösung (unter 400 000 Euro) konzipiert. Er ist ein reiner Funktionsbau, der sich auf das Wesentliche – die Aussicht – beschränkt. Immerhin bietet er eine Art Sonnensegel als Überdachung.
Turm 5 versetzt den Besteiger in der Aussichtsplattform in ein „Vogelnest“,während der untere Teil ebenfalls eine einfache Konstruktion aus Stützen und Verstrebungen ist. Das „Nest“ wäre vom Tal aus ein echter Hingucker, während die Gesamtkosten „nur“ bei gut 500 000 Euro liegen würden.
Die Gäste der Präsentation zeigten sich beeindruckt. Auf die im Anschluss geplante Diskussion wurde verzichtet, da man erst einmal die Pläne auf sich wirken lassen will, bevor es um die Klärung von Detailfragen geht.
Liebe Leser aus Simbach und Umgebung, Ihre Meinung ist uns wichtig: Welcher der fünf Türme gefällt Ihnen am besten? Stimmen Sie ab im Internet unter www.pnp.de/turm oder schicken Sie uns eine Mail (red.simbach@pnp.de) mit der Nummer des Modells und vielleicht einer kleinen Begründung.
14.01.2015 | THD-Pressestelle (CM)