Als mir eine gute Freundin vom Host Family Programme des ECRI erzählte, dachte ich mir: super! Andere Kulturen kennenlernen, mit jemandem in Kontakt kommen, der das echte Leben in weit entfernen Ländern kennt und davon erzählen kann, sowie mein Englisch mal in einer Realsituation ausprobieren. Dass ich auch mit Rat und Tat zur Seite stehen darf, um die richtigen Handschuhe für den kalten deutschen Winter zu kaufen, kam mir damals nicht in den Sinn.
Aber von vorne:
Der Kontakt mit Frau Ebertseder vom ECRI war per E-Mail recht unkompliziert und schnell hergestellt. Kurze Zeit nach dem Ausfüllen des Anmeldeformulars erhielt ich auch schon eine Mail mit den Kontaktdaten der mir zugeteilten Studentin. Es war eine junge Dame aus Indien. Aus Zentralindien, wie ich in dem folgenden E-Mail- und WhatsApp-Austausch erfahren durfte.
Ein Treffen zu organisieren war zu der Zeit nicht so ganz einfach. Innengastronomie geschlossen wegen Covid-19, Abstandsregeln sowie Schnee und Eis draußen machten es uns ganz schön schwer. Aber wir schafften es eines Samstagnachmittags, uns für einen Spaziergang rund um den Rottauenstausee bei Pfarrkirchen zu verabreden. Bei Minus 3 °C vielleicht nicht die bequemste Art, sich kennenzulernen, aber wir machten das Beste daraus.
Während wir um den See gingen, lernte ich den Unterschied zwischen Hindu und Hindi (Religionszugehörigkeit und Sprache) und dass es in Zentralindien auch bis 5 Grad kalt werden kann. Wir unterhielten uns über die Umgebung während viele Fotos gemacht wurden, die Schwierigkeiten, ohne Auto in unserer Gegend wirklich vom Fleck zu kommen und natürlich das 'tolle' niederbayrische Wetter.
Ich löste nicht gerade Begeisterungsstürme aus, als ich meinte, der Winter hätte ja eigentlich noch gar nicht richtig begonnen. Und so fand ich mich wieder als Ratgeberin für die richtige Bekleidung für die kalte Jahreszeit. Ich versuchte so gut es ging, etwas zu erklären, worüber ich mir zugegebenermaßen selbst selten Gedanken gemacht habe.
Wir hatten noch nicht einmal die Hälfte um den See geschafft, als es uns schlussendlich doch zu kalt wurde. Wir beschlossen, dass zu meinen Tipps zu Handschuhen, Winterschuhen und -jacken Anschauungsmaterial notwendig sei und fuhren auf dem Weg zurück in die Stadt bei Real vorbei. Die bisher vorhandenen dünnen Wollhandschuhe wurden sogleich durch gefütterte Ski-Handschuhe getauscht. Dabei konnte ich als Übersetzerin helfen und die Nachfragen meiner indischen Studentin für das Personal in Deutsch übersetzen. Danach nahmen wir gleich noch Winterstiefel mit Futter in Augenschein, um für den nächsten Spaziergang gerüstet zu sein.
Anschließend saßen wir in meiner Wohnung zusammen bei Keksen und Tee und planten Ausflüge. Wie viele Schlösser und Burgen es in unserer Gegend gibt, hatte ich bis dahin gar nicht wirklich realisiert.
Und bis es so weit ist, diese Pläne in die Tat umzusetzen, gehen wir Kaffeetrinken und reden über Hobbys, Orte und Länder, die man schon besucht hat oder besuchen will. Wir telefonieren, unterhalten uns über den Tag oder über Fragen, die im Alltag aufkommen und lernen uns kennen.
Und noch was:
Die THD hat auch einen Podcast und hat sich mit einer weiteren Gastfamilie unterhalten. Für alle, die wissen wollen, wie es ist, als Host in dem Programm mitzumachen, gibt es hier einen Einblick: https://der-campustalk-der-thd.letscast.fm/episode/der-campustalk-host-family-programme
Und für alle, die gerne mehr über die Aktivitäten und wie das ist, gemeinsam mit Studierenden was zu unternehmen, wissen möchten, gibt es hier noch einen englischsprachigen Podcast mit Christiane, Hashem und Ersilja: https://der-campustalk-der-thd.letscast.fm/episode/der-campustalk-host-family-programme-englische-folge
Melanie Gerleigner
Melanie Gerleigner Melanie Gerleigner ist zahnmedizinische Fachangestellte in Pfarrkirchen. Diesen Beruf übt sie seit 2004 aus und kann dabei versuchen, die Gesundheit und den Tag der Menschen ein Stück besser zu machen. Sie ist immer auf der Suche nach neuen Rezepten, um ihre Fähigkeiten im Backen zu erweitern.