18.3.2015 |
Freude über Zertifikat „Green Building" für den Erweiterungsbau der Hochschule Deggendorf
Nach Eröffnung des 16. Deggendorfer Bausymposiums durch den Moderator der Veranstaltung, Dr. jur. Günther Schalk, Lehrbeauftragter für Bau-,Vergabe- und Umweltrecht, war es dem Präsidenten der Technischen Hochschule Deggendorf (THD), Prof. Dr. Peter Sperber, eine besondere Freude, im vollen Hörsaal des „Günther-Karl-Forums" unter den Ehrengästen neben Oberbürgermeister Dr. Christian Moser und dem stellvertretenden Landrat Josef Färber auch die Ehrensenatoren Oberbürgermeisterin a.D. Anna Eder, Präsident a.D. Prof. Dr. Reinhard Höpfl und Günther Karl begrüßen zu können.
Das Symposium stand ganz unter dem Zeichen der Verleihung des Zertifikates „Green Building" für den Erweiterungsbau der Hochschule. Prof. Josef Steretzeder von der Fakultät Bauingenieurswesen und Umwelttechnik, der das interdisziplinäre Projekt im Wintersemester 2011/2012 mit zwölf Studenten des Studienganges Bauingenieurswesen gestartet hatte, erklärte, worum es bei diesem „Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude", kurz BNB, grundsätzlich geht und wie dies in Zusammenarbeit mit verschiedensten Behörden und Fachstellen an der Hochschule für den Erweiterungsbau umgesetzt werden konnte. Da es sich bei dieser Zertifizierungsmethodik noch um ein offenes Prozedere handelte, war die Möglichkeit, bei diesem Projekt aus der Praxis für die Praxis zu arbeiten optimal gegeben für das gesamte Projektteam.
Schutz von Ressourcen
Prof. Steretzeder betonte die Wichtigkeit des Bewertungssystems für die Zukunft: „Nachhaltiges Bauen dient dem Schutz von Umwelt, Ressourcen, Gesundheit, Kultur und Kapital. Aus diesen Faktoren leiten sich die klassischen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit ‚Ökologie, Ökonomie und soziokulturelle Aspekte' ab. Ergänzt werden diese von den technischen und prozessualen Aspekten, wie der technischen Ausrüstung, der Planung und der Bauausführung. An diesen Faktoren soll die nachhaltige Qualität eines Gebäudes gemessen werden. Eine umfassende Betrachtung des gesamten Lebenszyklus von Gebäuden spiegelt dabei die internationalen Entwicklungen im Bereich Normung zum Nachhaltigen Bauen wider." Dipl.-Ing. Nicolas Kerz vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, Raumforschung in Berlin zollte als Überbringer des Zertifikats den Beteiligten absoluten Respekt und stellte auch klar, dass mit dem Zertifikat in Bronze nicht die Arbeit geschmälert werden sollte. Ein Erreichen des Zertifikats in Silber oder gar in Gold wäre bei diesem Projekt letztlich gar nicht möglich, weil bei der Erstvergabe für ein Pilotprojekt das Zertifikat in Bronze schon eine außerordentliche Leistung darstellt. Zudem sieht er im letztendlichen Komplettabschluss durchaus die Möglichkeit, sogar Silber zu erreichen. Mit dieser hoffnungsvollen Aussage überreichte er das Zertifikat an Prof. Dr. Peter Sperber, der sich im Namen der Hochschule bei Kerz und allen Beteiligten bedankte. Das Bausymposium beschäftigte sich dann mit Themen, die sich auch mit Nachhaltigkeit befassten.
Als „Eigengewächs" referierte der Bachelor-Absolvent Christoph Wunderlich über „Bambus in Stahlbeton" und berichtete über Ergebnisse seiner Bachelor-Expertisen zum Rohstoff Bambus als möglichem Ersatzbaustoff für Stahl bei der Armierung oder Bewehrung. Weil der Mensch heute schon mehr als 70 Prozent seiner Lebenszeit innerhalb von Gebäuden verbringt, sollte dabei besonders auf baubiologisch einwandfreie Materialien Wert gelegt werden. Dipl. Ing. (FH) Markus Aich referierte dazu über Anforderungen und Eigenschaften im Vortrag „Mineralische Alternative zu Wärmedämmverbund-Systemen" und zeigte Beispiele, die vor allem auch bei der energetischen Sanierung eingesetzt werden können. Unter dem Titel „Werkerfolg Green Building": „Medaille garantiert nicht kostenlos!" betrachtete dann Rechtsanwalt Dr. Stefan Hettler das Thema aus juristischer Sicht. Er berichtete aus seiner Erfahrung, was Auftraggeber und Bauunternehmen zu beachten haben, damit sich ein Green Building nicht nur ökologisch „auszahlt". Das Thema Energie bildete die Brücke zum letzten Vortrag. Eine Druckkammerschleuse als Wanderhilfe für Fische zu nutzen – diese Idee ist nicht neu; der Clou ist jedoch die energetische Nutzung einer solchen Fischschleuse. Johann Fischer, Werkleiter des Kraftwerks am Höllenstein, präsentierte das von ihm entwickelte und patentierte Verfahren – ein hervorragendes Beispiel für eine ökologisch, wirtschaftliche Innovation. Ein spannendes und informatives Bausymposium, das Deggendorf sein erstes „grünes Gebäude" bescherte, das zwar außen „schwarz", aber zertifiziert „grün" ist.
17.03.2015 | Donau-Anzeiger (kb)