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Ein "Transrapid" für Teisnach und den ganzen Bayerwald.

13.10.2009 |

Da werden mit einemSchlag sämtliche Klischees, die man vom Bayerischen Wald im Kopf hat, vom Tisch gefegt: Teisnach hat sich innerhalb eines halben Jahres zum Hochschulstandort gemausert. Mehr noch. Mitten im ehemaligen “Notstandsgebiet“ jenseits der Donau hat sich eine Hochschule angesiedelt. Es wird geforscht, entwickelt und für die Zukunft produziert. Die Region ist in der Mitte Europas angekommen.

Jede Menge Überschwang herrschte am Samstag in Teisnach, als die Außenstelle der FH Deggendorf eröffnet wurde. Möglich gemacht hat dieses Projekt der Transrapid zum Münchener Flughafen, der letztlich doch nicht gebaut wurde. Die Staatsregierung hatte Geld übrig und das wird in die Bildung gesteckt. Die FH Deggendorf konnte als Erste in Bayern ein schlüssiges Konzept vorlegen, wie man eine Hochschule im ländlichen Raum etablieren kann. Teisnach hat sich davon im Moment das größte Stück vom Kuchen abschneiden können.„Für uns ist das eine unglaubliche Geschichte“

Am 28. Oktober des vergangenen Jahres hat sich die Staatsregierung für Teisnach als FH-Standort im Landkreis Regen entschieden. Die wichtigste Voraussetzung dafür war die Firma Rohde & Schwarz, die sich zum einen mit Stiftungsprofessuren beteiligt. Zum anderen zahlt sie so viel Steuern in den Gemeindesäckel, dass Teisnach als wohl einzige Kommune im Landkreis, das 13 Millionen Euro-Projekt stemmen konnte. „Für uns ist das eine unglaubliche Geschichte, sagte deshalb Bürgermeisterin Rita Röhrl am Samstag. „Und es wird für die Region ein Riesenerfolg werden.“

Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch - gebürtiger Münchner - brachte es auf den Punkt: „Ich habe in dem einen Jahr als Minister eines gelernt: Bayern lebt von den Regionen, nicht von den Zentren. Sie sind das Herz und die Seele unseres Landes“. Die FH Außenstellen in Teisnach, Freyung und Regen sollen zudem dafür sorgen, dass es künftig keine Landflucht mehr gibt. Die Beteiligung von Rohde & Schwarz sieht Heubisch als Signal auch für andere große Firmen. Dadurch wird der Bayerische Wald zu einer Vorzeigeregion für andere ländliche Räume in Bayern.“

Forschung, Lehre und Entwicklung auf höchstem Niveau verspricht sich FH-Präsident Professor Dr. Reinhard Höpfl vom Technologiecampus in Teisnach. “Wir freuen uns über diesen architektonisch gelungenen Campus. Der Markt Teisnach hat in die Zukunft investiert. Viele beneiden ihn darum. Aber: Viel Neid, viel Ehr.“

Bayerwald als High-Tech-Standort

Den Traum von einem Technologie Transfer Zentrum pflegt man an der FH in Deggendorf schon lange, so Professor Peter Sperber, der Leiter ein Außenstelle in Teisnach. „Aber wir haben nie so richtig daran geglaubt.“ Doch die Ideen seien schon lange da gewesen, deshalb habe man auf die Ankündigung der Staatsregierung, das Transrapid-Geld in die Bildung auf dem Land zu investieren, schnell ein schlüssiges Konzept liefern können. Und so kam es, dass im Bayerwald die Uhren nicht langsamer ticken als anderswo, sondern weit schneller, als im restlichen Bayern.

Als am Montag dieser Woche der Betrieb aufgenommen wurde, war eines schon erreicht: „Wir können jetzt schon die Hälfte unserer Personalkosten durch die Mieter der Firmen bezahlen, die sich hier ansiedeln“, so Sperber. Ein Ziel, das man in einem oder zwei Jahren erreicht haben werde. Künftig soll es so sein, dass sich der Campus in Teisnach selbst finanzieren soll. Das dürfte kein Problem sein, denn seit Mittwoch vergangener Woche sind die Hallen zu 100 Prozent vermietet.

Modellregion für alle ländlichen Räume

Landwirtschaftsminister Helmut Brunner freute sich deshalb, “dass wir heute als High-Tech-Standort gelten und nicht mehr als Notstandsgebiet, wie es noch vor 50, 60 Jahren war.“ Das spreche sich in ganz Bayern herum, „deshalb möchte ich von einem Modell Deggendorf sprechen: Die FH hat hier in Teisnach, Spiegelau und Freyung ein deutliches Zeichen gesetzt.“ Landrat Heinz Wölfl sieht den Campus als „Meilenstein, der die ganze Region beflügeln wird“.

Studium und Produktion von Hochtechnologie sollen sich künftig in Teisnach die Hand geben. Für junge. hochqualifizierte Ingenieure soll es hier Arbeitsplätze geben, damit sie nicht mehr von ihrer Heimat wegziehen müssen, wenn sie gut dotierte Jobs suchen. „In den Menschen hier liegt so viel Potential, das genutzt werden muss,“ sagte Rita Röhrl. Und sie gehe davon aus, dass dieser Campus Impulse senden werden, die überall im Bayerischen Wald gehört werden. Oder, wie es Professor Sperber in Richtung Staatsminister Heubisch sagte: “Wenn Sie uns das Geld geben, dann bauen wir den ganzen Bayerischen Wald zu einer Hochschulregion aus.“

Stimmen zum Campus

Manfred Fleischmann, Firma Rohde & Schwarz: Wir hoffen auf eine fruchtbare Zusammenarbeit mit der Fachhochschule, vor allem in Bereich der Hochfrequenztechnik. Außerdem: Bislang sind wir als High-Tech- Firma relativ allein. Durch die weiteren Ansiedlungen von hochqualifizierten Firmen erhoffen wir uns eine Wechselwirkung und eine enge Verknüpfung mit Partnern aus anderen Branchen.

Minister Helmut Brunner: Dieser Standort wird zur Folge haben, dass hier hochqualifizierte Arbeitsplätze entstehen. Die Magnetwirkung des Campus spürt man jetzt schon, weil sich schon verschiedene Firmen räumlich hierher orientieren. Das wird auf den ganzen Land Auswirkungen haben.

FH-Präsident Reinhard Höpfl: Die Hochschule Deggendorf geht mit der Regionalisierung von Forschung und Lehre in Kooperation mit dem Markt Teisnach und der Wirtschaft einen neuen zukunftsweisenden Weg. Wirtschaft und Wissenschaft werden noch enger verzahnt.

Bürgermeisterin Rita Röhrl: Mein Dank gilt vor allem dem Marktgemeinderat und der gesamten Bevölkerung in der Gemeinde. Es gab keine negativen Diskussionen und alle haben verstanden, welche besondere Chance dieser Campus für uns ist. Alle in der Gemeinde sind wie ein Mann hinter diesem Projekt gestanden.

BU 1: Ein passendes Geschenk vom Landrat für die Bürgermeisterin: Stolz darauf, einen Hochschulstandort im Landkreis zu haben.

BU 2: Die beiden Minister Helmut Brunner und Dr. Wolfgang Heubisch ließen sich von den FH-Professoren Peter Sperber (li.) und Reinhard Höpfl (re.) technische Finessen des Campus zeigen.

Bayerwald Wochenblatt/ Lothar Wandtner