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Einweihung der Fachhochschul-Außenstelle in Teisnach - Über 250 geladene Gäste

11.10.2012 |

Nein, fertig, wirklich fertig war die FH-Außenstelle in Teisnach nicht, als sie am Samstag eingeweiht wurde. Von den beiden Gebäuden des Gründercampus ganz zu schweigen, aber auch im eigentlichen FH-Gebäude gab es noch unübersehbar Räume, in denen Mörtelsäcke und Bauarbeiter-Utensilien anstatt Büroausstattung oder Laboreinrichtungen zu finden waren.

Doch das soll die immense Gemeinschaftsleistung der Teisnacher, ihres Marktgemeinderats sowie der beteiligten Planer und Baufirmen in keinster Weise schmälern, mit der sie in einem Rekordtempo von knapp einem halben Jahr „das umbaute Volumen von 40 Einfamilienhäusern“, wie Bürgermeisterin Rita Röhrl sagte, aus dem Boden gestampft haben. Und schließlich: Wo steht denn geschrieben, dass ein Gebäude bei seiner Einweihung schon vollständig fertiggestellt sein muss. Und wer nur zwei Wochen vor der geplanten Fertigstellung die offizielle Grundsteinlegung abhalten kann, der kann auch Einweihung feiern, bevor alle Räume wirklich bezugsfertig sind.

Gemeinschaftsleistung

Und das taten die Teisnacher am Samstag Mittag im Beisein von 286 geladenen Ehrengästen, darunter zwei bayerische Staatsminister, Bundes- und Landtagsabgeordnete, zahlreiche Bürgermeister aus dem Landkreis Regen und der französischen Partnergemeinde von Teisnach, der komplette Gemeinderat, Vertreter der Fachhochschule, der beteiligten Planer und Baufirmen sowie Gästen aus Wirtschaft, Verwaltung, von Verbänden und Organisationen in wahrhaft würdigem Rahmen.

Eine Rede hatte die frisch gebackene „Fachhochschul-Bürgermeisterin“ Rita Röhrl dazu nicht vorbereitet, die Begrüßungsliste und der Programmablauf wurden ganz modern per Laptop und Beamer an die Stirnwand des größten künftigen Hörsaales im FH-Gebäude geworfen. Aber sie erinnerte doch in bewegten und bewegenden Worten an die „unglaubliche Geschichte“ der Teisnacher FH-Bewerbung, die in der Entscheidung des damaligen Wissenschaftsministers Thomas Goppel, „seine letzte Amtshandlung“, für Teisnach und gegen die drei Städte Regen, Viechtach und Zwiesel einen ersten Kulminationspunkt gefunden hatte.

Markt als Hochschulort

„Es ist sicher nicht alltäglich, dass eine so kleine Gemeinde Hochschulstandort wird“, meinte Röhrl. Das „durchschlagende Argument für die Bewerbung“ sei die große Unterstützung durch die Firma Rohde und Schwarz gewesen. Und das gleich in doppelter Hinsicht, wie Staatsminister Helmut Brunner später in seinem Grußwart ergänzte. Zum einen habe Rohde und Schwarz selbst Geld für diese Bewerbung, etwa zur Ausstattung von zwei Stiftungsprofessuren, in die Hand genommen, und zum anderen sei die gute Finanzlage des Marktes Teisnach, mit dem dieses 12,5 Millionen Euro teure Projekt habe geschultert werden können, ebenfalls zu einem guten Teil dem Gewerbesteueraufkommen dieser Firma geschuldet. Die Festrede indes hielt ein anderer bayerischer Staatsminister, der für die Hochschulen zuständige neue Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch. Der hob das „unglaubliche Engagement“ von Rita Röhrl hervor, die er am liebsten mit nach Oberbayern nehmen würde und auf deren nächsten Coup und nächste Ideen er schon warten würde. Von der Idee, wissenschaftliche Forschungsergebnisse mittels so genannter Technologietransferzentren, wie eines in Teisnach entstanden sei, möglichst rasch in marktfähige Produkte zu überführen, würden laut Heubisch „Wissenschaft und Wirtschaft gleichermaßen profitieren“. Diese Idee sei mit auch ein Baustein für die Erfolgsgeschichte der FH Deggendorf, die von anfangs 90 Studenten in den vergangenen 15 Jahren auf inzwischen 3 500 Studierende gewachsen sei. Und durch das nunmehr realisierte Konzept würden Teisnach und der bayerische Wald zu einer „Vorzeige- und Vorbildregion für viele andere Regionen“ in Bayern.

Dies unterstrich auch FH-Präsident Professor Reinhard Höpfl in seinem Grußwort. Für ihn ist der Technologiecampus Teisnach ein „Paradebeispiel für das Bündnis ,Studieren in Bayern`, in dem die bayerische Staatsregierung, die Kommunen und die regionale Wirtschaft mit den Hochschulen vor Ort zusammenarbeiten“. Und dass das Hauptforschungsgebiet in Teisnach; die optischen Technologien (Optotech) eine zukunftsfähige Schlüsseltechnologie sei, zeige schon die Tatsache, dass erst vor wenigen Tagen der Physiknobelpreis für eine Entdeckung in diesem Bereich verliehen wurde. In Teisnach würden Wirtschaft und Wissenschaft künftig „eine Allianz bilden, eine einzigartige Verbindung von Forschung, Lehre und Praxis.“

Der künftige Leiter des Technologiecampus, Professor Peter Sperber, forscht selbst seit 2001 in Kooperation mit Firmen im optoelektrischen Bereich. Inzwischen sei diese Forschungsgruppe zur größten und finanzkräftigsten der FH Deggendorf aufgestiegen und weltweit konkurrenzfähig. Vor wenigen Jahren wäre eine Einrichtung wie das Technologietransferzentrum für ihn noch ein Traum gewesen, so Sperber, jetzt sei er durch die freiwerdenden Mittel aus dem Transrapid umsetzbar geworden. Und er sei „glücklich, dass dieses Projekt jetzt schon so gut funktioniert“. Alle Flächen im Gründercampus seien vermietet, und ein Gutteil der Personalkosten käme bereits durch externe Einnahmen herein. Vergrößerungen würden wohl bald möglich und auch nötig sein, meinte er. „Die Erfolgsgeschichte Teisnach kann ein Modell sein für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Wissenschafts- und Strukturpolitik.“

Investition in die Zukunft

So sah das auch Manfred Fleischmann, einer der Geschäftsführer von Rohde und Schwarz, der es als wegweisende und richtige Entscheidung und „Investition in die Zukunft“ bezeichnete, dass sich sein Unternehmen so entschlossen hinter das FH-Projekt gestellt habe. Rohde und Schwarz lebe von stetigen Innovationen, deshalb stecke die Firma 20 Prozent ihres Umsatzes wieder in Forschung und Entwicklung. Und deshalb sei auch das in die FH-Außenstelle investierte Kapital eine sinnvolle Ausgabe, um weiter die beste Mannschaft zu haben, denn, so ein Grundsatz des Firmengründers Dr. Hermann Schwarz: Die beste Mannschaft gewinnt! Minister Helmut Brunner erinnerte in seinem Grußwort an die Vorgabe im Landesentwicklungsplan Bayern, überall in allen Regionen gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen. Die FH-Ansiedlung in Teisnach sei „ein Baustein für die praktische Umsetzung dieses hehren Zieles“, das Modell Deggendorf

spreche sich inzwischen in ganz Bayern herum. Brunner lieferte sich einen kleinen neckischen Schlagabtausch mit der Teisnacher Bürgermeisterin Rita Röhrl, die ursprünglich Vorbehalte gegen den Baustoff Holz gehegt habe, den er als Forstminister natürlich für einen solchen Bau massiv befürwortet und für den er sich nachdrücklich eingesetzt habe. Rita Röhrl gab ihre ursprünglichen Bedenken in einer kurzen Replik unumwunden zu, aber überzeugt hätten sie letztlich nicht Brunners Argumente oder auch die Einflüsterungen der Holzbefürworter in ihrem Gemeinderat. Überzeugt habe sie letztlich, „dass es das Holz auch in (ihrer politischen Lieblingsfarbe) Rot gibt, wie man an dem Bau unschwer sehen kann.“

Meilenstein für die Region

Schließlich gratulierten auch noch der Bundestagsabgeordnete Ernst Hinsken und Landrat Heinz Wölfl in kurzen Grußworten zu dem Bau. Hinsken meinte, „eine solche Ansiedlung ist die beste Regionalpolitik, die es überhaupt gibt“. Und Wollt sprach von einem „Meilenstein, der die ganze Region beflügeln wird“, und er hofft für die Zukunft auf „Umsätze, von denen man heute noch gar nicht zu träumen wagt“. Er überreichte Rita Röhrl die Nachbildung eines Ortsschildes mit der Aufschrift „Hochschulstandort Markt Teisnach“. Ob ein solches Schild künftig auch wirklich an den Straßen aufgestellt werden kann, entscheidet jedoch das Innenministerium. Und dieser Minister war nicht anwesend!

Nach der Schlüsselübergabe durch den Architekten Franz Seitz und der Segnung des Gebäudes durch den Teisnacher Pfarrer Johann Trescher und seinen evangelischen Kollegen Ernst-Martin Kittelmann aus Viechtach durften sich die Besucher im benachbarten Gründercampus in drei Gängen auch noch kulinarisch verwöhnen lassen.

Viechtacher Anzeiger/ pes