"This site requires JavaScript to work correctly"

TH-Präsident: Teisnach erhält Campus

6.8.2015 |

teisnach erhält campusEinstimmiger Beschluss im Marktgemeinderat: Bewerbung um die Ansiedelung von "Industrielle Sensorik"

Die Marktgemeinde ist fest entschlossen, in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) ihr Technologiezentrum zu erweitern. In einer Sondersitzung am Dienstagabend votierte der Marktgemeinderat einstimmig dafür, sich um die Errichtung des Technologiecampus "Industrielle Sensorik für Industrie 4.0" zu bewerben, die jüngst vom Viechtacher Stadtrat abgelehnt worden war. Nach nur einstündiger Debatte gab es einen einstimmigen Beschluss, auf den ein sichtlich gut gelaunter TH-Präsident Prof. Dr. Peter Sperber mit dem Versprechen reagierte: "Den Campus kriegen Sie!"

Die notwendige Vorarbeit für diesen richtungsweisenden Beschluss hatte die Marktgemeinde bereits in den vergangenen Wochen geleistet. Nach dem Verzicht des Viechtacher Stadtrats auf den Forschungscampus schalteten Bürgermeister, Verwaltung und gemeindeeigene OZB (Optik Zentrum Bayern) GmbH schnell und brachten eine Bewerbung auf den Weg.

In der Gemeinderatssitzung am 6. Dezember war das Thema ausgiebig im nichtöffentlichen Teil erörtert und dabei eine Bewerbung um die Ansiedelung des TC Industrielle Sensorik befürwortet worden, was nun in einer Sondersitzung am Dienstag auch offiziell beschlossen wurde. Der geschäftsführende Bürgermeister Gerhard Ebnet konnte dazu neben dem fast kompletten Marktrat (nur Georg König fehlte entschuldigt) auch den Präsidenten der TH Deggendorf Peter Sperber, OZB-Geschäftsführer Otto Loserth und Wirtschaftsprüfer Karl Schröder von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Dr. Kittl & Partner begrüßen.

OZB-Geschäftsführer Otto Loserth erläuterte anhand von umfangreichem Bilder- und Zahlenmaterial, wo der neue Campus entstehen soll und wie sich die Finanzierung auf die wirtschaftliche Lage der Gemeinde auswirkt. Geplant ist, den neuen Campus an den bestehenden Gründercampus anzugliedern, indem über dem jetzigen Parkplatz ein großes, aufgeständertes Gebäude errichtet wird. Nach ersten Berechnungen ist diese Variante mit 2500 Quadratmeter auf sechs Millionen Euro veranschlagt, ein "TC Minimal" mit 1500 Quadratmeter dürfte vier Millionen Euro kosten. Wenn der Planungsauftrag vergeben werden kann, ist bis Mitte 2018 mit dem Baubeginn zu rechnen, bis April 2019 sollte der Campus fertig sein.

Betreiber des Campus wäre wiederum die OZB, die zur Finanzierung des Baus durch Bankdarlehen mit einer größeren Eigenkapitaldecke ausgestattet werden müsste. Bereits in den Vorgesprächen hatte sich die Gemeinde bereit erklärt, im Falle einer Ansiedelung des neuen Campus das bisherige Darlehen für die OZB in Höhe von einer Million Euro in das Eigenkapital der Gesellschaft zu überführen. Diese Berechnungen wurden vom Wirtschaftsprüfer bestätigt.

In der lebhaften Debatte äußerten vor allem die Marktgemeinderäte Martin Niedermeier (CSU) und Dr. Christoph Raab (SPD) Bedenken gegen ein erneutes Engagement der Gemeinde. Niedermeier hat "massiv Bauchweh", weil Gebäude und Einrichtungen auch ständig Reparaturen und Verbesserungen erfordern und "es uns dann später dabröselt".

Dr. Christoph Raab meinte, den ersten Campus habe man "aus dem Ärmel geschüttelt" und es sei für Teisnach auch ein riesiger Gewinn geworden. Aber jetzt laufe man Gefahr, "sich zu übernehmen", er ärgere sich, dass "Viechtach das nicht geschultert hat".

OZB-Geschäftsführer Loserth räumte ein, dass die Gemeinde mit einem weiteren Campus "ihre komfortable Situation aufgibt" und die "Finanzdecke dünner wird", aber mit guter Auslastung und Mieteinnahmen sei es zu schaffen.

Kämmerer Adi Stieglbauer bestätigte auf Nachfrage von Marktrat Raab, dass der Gemeinde dann ab 2019 die jährliche Darlehensrückzahlung der OZD in Höhe von 130 000 Euro fehle und man Investitionen "im Finanzplan nach hinten verschieben müssen".

Als "große Chance" für die Gemeinde sehen die CSU-Markträte Markus Hauf und Horst Blüml die Erweiterung des Technologiezentrums mit einem weiteren Campus. "Wir stehen dann auf einem zweiten Bein und haben mit einem breiteren Angebot noch viel meh Möglichkeiten", betonen sie. Ein gewisses Risiko bleibe immer, aber die OZB habe es selbst in der Hand, auch den zweiten Campus zum Erfolg zu führen. Ebenso zuversichtlich äußerte sich SPD-Sprecher Daniel Graßl: "Der zweite Campus ist kein Geschenk, sondern die Chance schlechthin."

Marktrat Karl Augustin jun. (Freie Wähler) mahnte die "dringend notwendige Verbesserung der Verkehrssituation" für den Campus und das ganze Gewerbegebiet an. Dies wurde von 2. Bürgermeister Gerhard Ebnet gleich an den TH-Präsidenten Sperber weitergegeben: "Lassen Sie Ihre Verbindungen spielen, damit wir einen vernünftigen Straßenanschluss bekommen."

Die letzten Bedenken gegen eine Campus-Bewerbung räumte der Hochschul-Präsident dann selbst aus. "Ich bin ganz sicher, dass der Campus Industrielle Sensorik läuft, denn die Betriebe im Viechtacher Raum warten darauf", sagte Sperber. Im Gegensatz zum ersten Campus (Optik) sei die Sensorik ganz auf die industrielle Produktion ausgerichtet, "wir arbeiten praktisch mit Unterstützung des Staates für die Wirtschaft". Den Zeitplan, der die Inbetriebnahme der Sensorik frühestens im April 2019 vorsieht, quittierte der TH-Präsident mit einem Lächeln und der Bemerkung, dass er wegen Viechtach über ein halbes Jahr verloren habe, da komme es jetzt auf ein paar Monate mehr auch nicht mehr an.

Mit 14:0 Stimmen fasste der Marktgemeinderat dann folgenden Beschluss: "Die Marktgemeinde Teisnach ist interessiert und gewillit, den Technologiecampus "Industrielle Sensorik für Industrie 4.0" der Technischen Hochschule Deggendorf anzusiedeln und den Bau in unmittelbarer Nachbarschaft zum bestehenden Technologiecampus über die OZB GmbH zu errichten und zu betreiben."

Ebenso einstimmig waren die Beschlüsse, dass der OZB-Geschäftsführer die notwendigen Maßnahmen einleiten soll und im Falle der Ansiedelung der Sensorik das Darlehen der Gemeinde in Höhe von 1,029 Millionen Euro in das Eigenkapital der OZB überführt wird.

TH-Präsident Sperber war von dieser Geschlossenheit des Gremiums beeindruckt und meinte gut gelaunt: "Den Campus bekommen Sie!"

 

Viechtacher Bayerwald-Bote vom 14.12.2017