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Tschechisch schon im Kindergarten

20.10.2014 |

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Euregio plant Sprachoffensive in FRG − Projekt dem Kultusstaatssekretär Sibler vorgestellt − TC als Vorbild

Sprache soll verbinden − gerade in Grenzregionen muss sie das auch. Sprache bildet das Fundament von Kommunikation und ist daher nicht nur für die Verständigung der Gesellschaft, sondern auch für die Wirtschaft wichtig. In Tschechien sprechen neben ihrer Muttersprache die meisten Menschen noch Deutsch, nicht wie zu vermuten wäre Englisch. Aber: Der Trend bewegt sich weg von Deutsch, hin zu Englisch. Deswegen plant die Euregio ein "Pilotprojekt" in Ost-Bayern und stellte dies nun Kultusstaatssekretär Bernd Sibler bei einem Besuch in Freyung vor.

 

"Es ist ein Thema, das auf den Nägeln brennt", sagt Kaspar Sammer, Geschäftsführer der Euregio, "denn Sprachbarrieren stellen in der Region eine große Hürde dar."

Das liegt aber nicht zwingend an unserem östlichen Nachbarland. Denn hier sprechen viele Deutsch, zumindest im Ansatz. Jeder Zweite zeigt sich dort gewillt, Deutsch zu lernen. Zahlen, von denen der ostbayerische Raum in umgekehrter Richtung weit entfernt ist. Deswegen fällt zunehmend auf, dass Deutsche und Tschechen sich auf Englisch austauschen. Dem soll nun entgegnet werden. So plant die Euregio bereits im Kindergarten die Sprache Tschechisch zu vermitteln. "Es passiert ein wenig was in den Schulen. Aber alles nur sporadisch. Wir möchten eine möglichst durchgängige Sprachausbildung", kündigt Sammer an. Diese soll im Kindergarten beginnen und so die Basis für leichteres Lernen in der Schule legen. "Sind die Grundkenntnisse erst vorhanden, lernt es sich leichter und es kommt zu keiner Überforderung", sagt Sammer und zeigt sich überzeugt davon, dass Sprache verbindet − gesellschaftlich und wirtschaftlich. "Das Projekt ’Ostbayern − das Sprachenland’ ist ein Schlüsselprojekt!"

Der Euregio-Vorsitzende und Landrat Sebastian Gruber erkennt ebenso das Potenzial, das eine erweiterte Sprachkompetenz mit sich bringt. "Für mich persönlich ist es eine Herzensangelegenheit. Für die zukünftigen wirtschaftlichen Verbindungen wird die sprachliche Fortbildung enorm wichtig werden."

Vorbild Niederösterreich

Den Vorreiter sehen Sammer und Gruber im Gebiet Niederösterreich. Seit Jahren werden die Kinder hier wahlweise in Tschechisch, Ungarisch oder Slowenisch unterrichtet − von klein auf. "Die Art und Weise, wie dort Sprachausbildung betrieben wird, birgt für unsere Region ein tolles Angebot", sagt Sebastian Gruber. Auch Kaspar Sammer war begeistert vom österreichischen Konzept und besorgte sich gleich ein paar Lernmaterialen zur Veranschaulichung, die er Staatssekretär Bernd Sibler präsentierte.

Sibler seien ähnliche Projekte bekannt, die auch Erfolg zeigten, wie zum Beispiel in Weiden/Amberg oder Cham in der Oberpfalz. "Mich begleitet das Thema Tschechisch. Dass es keine Massenbewegung wird, ist mir klar", sagt der Staatssekretär. Dennoch erkenne er das Potenzial, das Sprache mit sich bringt. Um "mehr Interesse zu wecken", so Sibler, sei es nun nötig, ein detailliertes Konzept einzureichen, auch um Fördermittel beantragen zu können.

Die Finanzierung der nötigen 500000 Euro könnte zu fast 80 Prozent aus europäischen Mitteln geschehen, die restlichen 20 Prozent möchte Euregio-Geschäftsführer Sammer aufteilen. Alleine könne er sie nicht tragen und bittet daher um Landesmittel.

Einen Beweis für die völkerverbindende Wirkung von Sprache liefert der Technologie-Campus in Freyung, der seit mittlerweile fünf Jahren hier forscht und entwickelt. "Nach dieser Zeit steht fest: Das damalige Projekt war ein Riesenschritt für die Stadt und die Regionalentwicklung", sagt Sebastian Gruber. Auch emotional werte der Campus Freyung und den Landkreis auf. "Er bildet Fachkräfte aus und behält sie in der Region", ergänzt Bernd Sibler.

Der Erfolg basiert unter anderem auch auf Sprachen: Campusleiter Prof. Dr. Wolfgang Dorner gibt sich umtriebig, gastiert des Öfteren in der tschechischen Nachbarschaft, um Messen zu besuchen und Kooperationen zu pflegen. "An ihm erkennt man, wie wichtig Sprachausbildung sein kann", sagt Landrat Gruber und spielt auf das fließende Tschechisch Dorners an.

Auch wenn es noch keine Zusage gab − Sammer und Gruber war es wichtig, die Idee "ins Ministerium eingespeist" zu haben. In dessen Händen liegt es nun größtenteils, ob "Ostbayern − das Sprachenland" Realität wird.