24.3.2016 |
Teilnehmer der Informationsveranstaltung zu eDorf an der Technischen Hochschule Deggendorf − Foto: THD
Vertreter aus Kommunen und Gemeindeverbünden informieren sich zum Projektstart über eDorf
Deggendorf. Zum eDorf-Wettbewerbsauftakt lud die Technische Hochschule Deggendorf alle antragsberechtigten Bürgermeister aus Südbayern zu einer Informationsveranstaltung an den Campus. Im November werden in Bayern zwei eDörfer ausgewählt, die mit Hilfe innovativer digitaler Lösungen fit für die Zukunft gemacht werden sollen. Ziel ist die Sicherung gleichwertiger Lebensbedingungen im ländlichen Raum durch Nutzung zukunftsorientierter Weblösungen, Informations- sowie Kommunikationstechnologien. In fast allen Lebensbereichen kann Digitalisierung sinnvoll genutzt werden, z.B. im Bereich Medizin, um mit Telemedizin-Lösungen auf das Hausärztesterben zu reagieren. Über eLearning kommen beispielsweise gute Bildungsangebote ins eigene Wohnzimmer. Altersgerechte Assistenzsysteme, wie Telemonitoring von Vitaldaten, ermöglichen es Senioren, möglichst lange eigenständig in den eigenen vier Wänden zu bleiben und schnell Hilfe im Bedarfsfall zu erhalten.
Die Idee für das eDorf wurde von den Wissenschaftlern des Technologiecampus Grafenau (TCG), einer Außenstelle der THD entwickelt. Das Konzept umfasst insgesamt neun Themenfelder: Medizin, Pflege, Wohnen, Arbeiten, Mobilität, Energie, Dienste, Lernen und Experimente. Letzteres dient als Platzhalter für weitere Handlungsfelder wie Kultur, Landwirtschaft oder Tourismus. Im Rahmen eines Wettbewerbs können Kommunen oder kommunale Verbünde aus Regionen mit besonderem Handlungsbedarf, die weder Mittel- noch Oberzentrum sind, eine Bewerbung einreichen. Gewinnen werden Bewerbungen mit den besten Ideen für mindestens drei Lebensbereiche – gefördert wird dann je ein eDorf in Nord- und Südbayern. Bis 2020 sollen im Dialog mit den Bürgern die zwei eDörfer entstehen, die in Abhängigkeit von den eingereichten Ideen durchaus unterschiedliche Schwerpunkte haben können. Mitte 2018 sollen bereits erste Umsetzungserfolge realisiert sein.
Von ähnlichen Konzepten in anderen Bundesländern unterscheide man sich vor allem durch den ganzheitlichen Ansatz, in dem möglichst vielfältige Lebensbereiche abgedeckt sind, so Prof. Ahrens, Leiterin des TCG. Daher sei auch eine Anforderung, dass die Projektideen mindestens drei der aufgeführten neun Lebensbereiche abdecken. Der TCG, zuständig für die Umsetzung in Südbayern, arbeitet dabei eng mit dem Fraunhofer Institut IIS in Nürnberg zusammen, welches im Projekt eDorf den nordbayerischen Raum betreut.
Dr. Rolf Bommer, Leiter des Referats für Grundsatzfragen der Digitalisierung am Wirtschaftsministerium, begrüßte die Teilnehmer und freute sich über das große Interesse aus der Region. Vizepräsident Professor Andreas Grzemba stellte die Technische Hochschule und ihre Campus kurz vor und wies besonders auf die große Vielfalt an Fachdisziplinen hin, die in der Forschung abgedeckt werden. Diese ermögliche es, ein Projekt, das sich über unterschiedlichste Lebensbereiche erstreckt, bestens umsetzen zu können.
Ahrens erläuterte das Ziel des eDorfs: „In einem realen Modell-Dorf sollen gemeinsam mit den Bürgern benutzerfreundliche, digital unterstützte Lösungen konzipiert und durch die Projektträger umgesetzt werden, die wirkungsvoll an den Herausforderungen des ländlichen Raumes ansetzen, um dem demographischen Wandel zu begegnen und der Abwanderung in die Städte entgegenzuwirken. In ihrer Präsentation zeigte Ahrens die Herausforderungen im ländlichen Raum auf, wie Ausdünnung von Dienstleistungen und Infrastruktur, Überalterung durch Abwanderung junger Menschen, Fachkräftemangel, etc. Sie gab Beispiele für digital unterstütze Lösungen aus In- und Ausland für unterschiedliche Altersgruppen und Lebensbereiche. Vom Einsatz der Google-Brillen in der Notfallmedizin, einer Online-Nachhilfe und modernen Telearbeitsplätzen im Gemeindehaus bis hin zum digitalen „schwarzen Brett“ für die bessere Koordinierung von Angebot und Nachfrage von Haushalts- und Handwerkerdiensten, Mitfahrmöglichkeiten, Kinderbetreuung und Tagespflege wurde an alles gedacht. „Digitale Angebote sollen allerdings auch ein Dach und einen Ansprechpartner vor Ort haben, um nachhaltig und gut funktionieren zu können“, so Ahrens. „Es ist nicht damit abgetan, Senioren einfach ein Tablet in die Hand zu drücken.“ Viele Gemeinden haben sich bereits sehr erfolgreich mit dem demographischen Wandel und den Herausforderungen im ländlichen Raum auseinandergesetzt und geeignete Maßnahmen ergriffen. Durch die gezielte Förderung von zwei eDörfern sollen diese Aktivitäten weiter unterstützt und gefördert werden.
Während der Pause diskutierten die Gemeindevertreter in kleineren Gruppen bereits eifrig über erste Ideen. Allerdings sahen sich die Teilnehmer klar im Wettbewerb und verrieten daher nur wenig Konkretes über die vielen Ideen, die bereits in den Köpfen der Einzelnen heranwachsen oder in den Schubladen griffbereit liegen.
In der ersten Phase können interessierte Kommunen und Gemeindeverbände eine Teilnahmeerklärung bis zum 05. August 2016 einreichen. Dazu genügen vorerst die Unterschrift vom Bürgermeister sowie Stichpunkte zu Ideen und bereits umgesetzten Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen im ländlichen Raum. Bis 7. Oktober 2016 müssen dann Details zu den Ideen und Unterstützungserklärungen von erforderlichen Projektpartnern eingereicht werden. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter www.edorf.bayern. Ansprechpartner am Technologie Campus Grafenau ist Rainer Bomeisl (suedbayern@edorf.bayern; Tel.: 0991 3615-660).