22.2.2019 |
Telemedizin als Erfolg versprechende Unterstützung
09.04.2019 | Grafenau Bei der 5. Fachtagung Pflege Digital am kommenden Donnerstag wird in München über Potentiale durch neue Technologien für Pflegekräfte, aber auch für Pflegebedürftige und Menschen mit Handicap diskutiert. Bayernweit werden diesbezüglich bereits in zahlreichen Pflege- und Medizinprojekten, gefördert durch das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, digitale Lösungen erprobt. Unter anderem wird zurzeit im Bayerischen Wald das Projekt MeDiLand – Medizin Digital zur Verbesserung der Versorgung auf dem Land - durchgeführt, mit dem Ziel einer intersektoralen telemedizinischen Vernetzung.
Projektpartner aus dem medizinischen Bereich sind zwei Hausarztpraxen in den digitalen Dorf-Gemeinden Spiegelau und Frauenau (vgl. www.digitales-dorf.bayern), deren Versorgungsassistentinnen (sog. VERAHs), die umliegenden Kliniken Grafenau und Zwiesel, ein Pflegeheim, ein Intensiv-Pflegedienst sowie die höchstgelegene Berghütte im Bayerischen Wald. Im Projektverlauf werden die Projektpartner mit Telemedizinarbeitsplätzen bzw. -Equipment ausgestattet, um eine audiovisuelle Kommunikation und durchgängige Echtzeit-Übertragung von Patientendaten zu ermöglichen. Durch den digital unterstützten Informationsaustausch ist eine kurzfristige und sichere Klärung von Gesundheitsfragen, kapazitätsoptimale und patientenorientierte Versorgung möglich. Der Technologie Campus Grafenau (TCG), eine Forschungseinrichtung der Technischen Hochschule Deggendorf, koordiniert und evaluiert das Projekt, das gemeinsam mit dem Dienstleister IQ MEDWORKS durchgeführt wird.
Im Rahmen des Projektes erfolgte letzte Woche zusammen mit den beteiligten Hausarztpraxen und dem Pflegeheim in Spiegelau eine Schulung zur elektronischen Gesundheitsakte am TCG. In einer elektronischen Gesundheitsakte können Gesundheitsdaten gesammelt und verwaltet werden. Dabei liegen alle Rechte alleine beim Patienten. Relevante Gesundheitsdaten sind beispielsweise Medikationsplan, Arztbriefe oder auch Röntgenbilder. Damit ist jeder Behandler sofort über die vorliegenden Befunde informiert und unnötige Doppeluntersuchungen können vermieden werden. Eine bessere, auf den Patienten abgestimmte Behandlung ist möglich und es gehen keine wichtigen Informationen verloren.
Seit mehreren Monaten wird bereits erfolgreich die Telemedizin-Anwendung zur audiovisuellen Kommunikation getestet. Die für Hausbesuche fortgebildeten Versorgungsassistentinnen können in Form von Videokonferenzen über ein Tablet Kontakt mit dem Hausarzt aufnehmen. Vor allem bei der Wundversorgung oder bei einfachen Infekten bietet eine audiovisuelle Kommunikation erhebliche Vorteile, da der Arzt sich ein Bild vom Patienten und seinen Beschwerden machen kann, ohne vor Ort zu sein. So wird seine Präsenz in der Praxis nicht durch lange Fahrten reduziert, steht er aber doch mit seiner Expertise für Hausbesuche zur Verfügung. Die Kommunikation ist unkompliziert bedienbar und im Vergleich zu teils in der Praxis eingesetzten Anwendungen sicher und konform mit der Datenschutzgrundverordnung.
In der in Kürze folgenden Ausbauphase werden neben der audiovisuellen Kommunikation weitere Telemedizin-Geräte eingeführt, mit welchen Vitaldaten wie Blutdruck und Sauerstoffgehalt in Echtzeit an den Hausarzt übermittelt werden. Auch das Pflegewohnheim in Spiegelau wird mit der Telemedizin-Ausstattung versorgt. Somit kann künftig ein Videokontakt zwischen Pflegewohnheim und Hausarzt schnell und gesichert aufgebaut werden. Angedacht ist sogar eine digitale Visite. Steht der Hausarzt nicht zur Verfügung, wird zukünftig auch ein Videokontakt zu den Kliniken und bei Bedarf zu spezialisierten Medizinern möglich sein. Auch der angebundene Pflegedienst kann so im Bedarfsfall auf ärztlichen Rat in Echtzeit zugreifen.
Mit besonderer Spannung wird die Anbindung des Waldschmidthaus am Großen Rachel an das regionale Telemedizinnetzwerk erwartet. Zur Saisoneröffnung der Bergschutzhütte wird durch diese Maßnahme die Betreuung von Verunglückten deutlich verbessert. Die Telemedizin erleichtert die Erste Hilfe durch den Schutzhausbetreiber und erlaubt den Rettungskräften eine bessere Planung ihrer Einsätze.