4.6.2016 |
Projekt „Glas-TAOO“, eine in Europa einmalige Plattform für glastechnische Entwicklungen
Die neue Glas-Technologie-Allianz Oberfranken-Ostbayern – kurz „Glas-TAOO“ verbindet künftig Forschung und Wirtschaft mit dem Ziel, neue Produktionstechnologien, effizienteren Ressourceneinsatz und umweltfreundliche Produkte für die Glasindustrie zu entwickeln. Vertreter der Universität Bayreuth, der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) und des Technologie Anwender Zentrums (TAZ) in Spiegelau, haben am vergangenen Montag (30. Mai) in Bayreuth das gemeinsame Forschungsprojekt vorgestellt.
Gefördert wird „Glas-TAOO“ bis 2020 aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit insgesamt 2,66 Millionen Euro.
Das gemeinsame Projekt der Universität Bayreuth und der TH Deggendorf, die das TAZ in Spiegelau betreibt, zielt auf eine wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit mit Industriepartnern ab, die ihren Standort in Oberfranken oder Ostbayern haben und Glas oder Glasprodukte herstellen. Viele namhafte bayerische Unternehmen haben sich dem Verbund bereits angeschlossen. Das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst setzt damit eine EU-Förderinitiative um, die darauf abzielt, den Technologietransfer von Hochschulen mit kleinen und mittelständischen Unternehmen zu intensivieren.
Enge Kooperationen mit Unternehmen der Glasindustrie
Die Universität Bayreuth und die TH Deggendorf mit dem TAZ in Spiegelau, arbeiten bereits seit vielen Jahren mit Unternehmen der Glasindustrie zusammen. Im neuen Verbund "Glas-TAOO" wird gemeinsam mit Industriepartnern in Oberfranken und Ostbayern an Innovationen gearbeitet, die entlang der gesamten Prozesskette der Glasproduktion angesiedelt sind. „Glas-TAOO“ wendet sich daher an Rohstoffproduzenten, Glashersteller, Anlagenbauer und Halbzeug-Produzenten ebenso wie an Hersteller und Anwender von Endprodukten aus Glas. Das Vorhaben wird von Prof. Dr. Monika Willert-Porada am Lehrstuhl für Werkstoffverarbeitung der Universität Bayreuth koordiniert.
Viele namhafte bayerische Unternehmen beteiligen sich bereits an der neuen Innovationsinitiative – beispielsweise 3M-Dyneon, Füller-Glastechnologie, Glas Ulrich, Heinz-Glas, Irlbacher Blickpunkt Glas, Nachtmann, Schott, Wiegand-Glas, Vitrulan und Zwiesel-Kristallglas.
Neue Produktionstechnologien, effizienter Ressourceneinsatz, umweltfreundliche Produkte
Einen Schwerpunkt innerhalb der „Glas-TAOO“ bilden Technologien der Glasproduktion, die flexibler und zugleich verlässlicher gestaltet werden sollen. Zu derartigen Optimierungen können beispielsweise elektrothermische Heizverfahren und mechatronische Verarbeitungsmaschinen beitragen, aber auch eine stärkere Automatisierung sowie neuartige Methoden der laufenden Prozessüberwachung und -steuerung vor Ort.
Ein weiterer Schwerpunkt ist der effiziente Einsatz von Ressourcen. Hier geht es insbesondere um einen möglichst sparsamen Material- und Energieverbrauch in der Glasproduktion („Clean tech“). Dabei sollen Wertstoffe zurückgewonnen und umweltverträgliche Materialkreisläufe entwickelt werden. Aus der Zusammenarbeit der Universität Bayreuth und des TAZ Spiegelau mit innovativen Unternehmen sollen schließlich auch neue Funktionsmaterialien hervorgehen. Dazu zählen beispielsweise umweltfreundliche Dämmstoffe für Gebäude.
„Am TAZ in Spiegelau arbeiten wir bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich mit der Universität Bayreuth zusammen“, erklärt THD-Präsident Professor Dr. Peter Sperber. „Glas-TAOO ist für uns ein Meilenstein und wir beschreiten damit eine neue Stufe. So können wir die Kompetenzen der Universität Bayreuth im Bereich der Werkstoffkunde und das Know-how des TAZ Spiegelau bei der Weiterverarbeitung von Glas perfekt bündeln und so deutlich bessere Angebote für die Industrie schaffen. Die im Projekt handelnden Personen verstehen sich blind und auch auf Ebene der Hochschulleitungen könnte die Zusammenarbeit nicht besser sein, ein ideales Verhältnis. Wir werden alles tun um den Erfolg des Projekts zu gewährleisten“, so Prof. Sperber. Die Zukunft des TAZ Spiegelau ist damit laut Sperber auf Jahre hinaus gesichert und macht den Standort durch die neuen Möglichkeiten höchst attraktiv für neue Industrieansiedlungen.
Im Projekt Glas-TAOO werden in Spiegelau am Technologie Anwender Zentrum für die nächsten vier Jahre insgesamt fünf Mitarbeiter angestellt sein. "Aufgrund der umfassenden Aufgabenstellung kommt am TAZ allerdings jeder mit dem Projekt in Berührung" so der operative Leiter, Benedikt Scharfe.
„Eine Renaissance des Werkstoffs Glas“
„Seit einigen Jahren sind weltweit neue und spannende Entwicklungen auf dem Gebiet der Glastechnologie zu beobachten“, meint Prof. Monika Willert-Porada. „Man kann daher durchaus von einer Renaissance des Werkstoffs Glas sprechen. In einer wachsenden Zahl von High-Tech-Anwendungen übernehmen neuartige Gläser und Polymer-Glasverbunde spezielle Funktionen, für die sich andere Materialien nicht in gleicher Weise eignen. Diese Entwicklung wollen wir in Bayreuth gemeinsam mit dem TAZ in Spiegelau und unseren Industriepartnern mitgestalten – nicht allein in kurzfristigen punktuellen Projekten, sondern im Rahmen einer nachhaltigen branchenspezifischen Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft“.
Die Leiterin von „Glas-TAOO“ hebt dabei auch die langjährigen Erfahrungen in der interdisziplinären Forschungsstelle „WOPAG – Keylab Glas“ hervor, in der sich mehrere Lehrstühle der Universität Bayreuth zusammengeschlossen haben. „Aufgrund der Möglichkeit, Forschungsergebnisse der Universität Bayreuth direkt im TAZ Spiegelau unter industrienahen Bedingungen umsetzen zu können, haben wir mit der Glas-TAOO nun eine in Europa einmalige Plattform für glastechnische Entwicklungen“, so Prof. Willert-Porada.
04.06.2016 | THD-Pressestelle (CM)