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Mit Haindling in Sommerlaune

29.7.2014 |

20140728-haindlingKonzert am Campus der THD – Über 1000 Besucher begeistert von Musik und Atmosphäre

Freitagabend, Punkt 20 Uhr auf dem Campus der Technischen Hochschule Deggendorf: Die Band Haindling betritt die Bühne. Schon die ersten paar Takte des atmosphärischen Bläserintros lassen ahnen, dass dieser Abend besonders werden wird.

 

Schließlich setzen Piano und Saxophon ein und da ist er, dieser unverkennbare Haindling-Sound und diese ganz eigene, zauberhafte Stimmung, die die über 1000 Besucher des Konzerts von Anfang an für sich einnehmen und gute zwei Stunden nicht mehr loslassen.

Kopf der sechsköpfigen Band ist Hans-Jürgen Buchner, das Musikgenie aus Haindling bei Geiselhöring. Seit 33 Jahren ist er im Musikgeschäft, noch immer gehen ihm die Freunde an der Musik und die Ideen nicht aus. Er kann auf viele Hits und bekannte Melodien zurückblicken. Und er hat noch immer Spaß an ihnen, auch weil er sie neu interpretiert: Als "Plastiksack-Orchester" stimmen die Bandmitglieder auf Tüten trommelnd "Du Depp" an, bevor sie wieder zu ihren klassischen Instrumenten greifen und Soli mit dem Schlagzeug, der Klarinette oder dem Bass spielen. Bekannt ist Hans-Jürgen Buchner auch durch die unvergessenen Melodien für TV-Serien vom Regisseur Franz Xaver Bogner. Seine Musik hat zum Kultstatus von BR-Serien wie "Café Meineid", "Irgendwie und Sowieso" und "Zur Freiheit" beigetragen. Die Melodien sind Ohrwürmer, die Haindling auch am Freitagabend den Zuhörern wieder in die Ohren setzen.

Buchner strahlt Ruhe aus. Aber er hat seinen Zuhörern auch Botschaften mitzuteilen, die er nie laut, aber entschieden vorträgt. Er betet die Inhaltsstoffe eines eingeschweißten Kuchens aus dem Flugzeug herunter, und tritt nach dem Lied noch einmal ordentlich nach: "Guten Appetit von der Schmarotzer-Kolonie in Brüssel!" Er erzählt von den Plastikspuren, die in den Weltmeeren und in den Fischmägen zu finden sind, wettert gegen Lobbyisten und korrupte Politiker.

Nichtsdestotrotz vermitteln Haindling eine positive Lebenseinstellung, federleicht wie ihre Musik: "I hob koa Wuat, und des duad so guad" oder "Es geht runter, und es geht wieder rauf". Der "Mond" kommentiert das Weltgeschehen nur mit einem "O mei", und die geldverliebte "Paula" muss man einfach ziehen lassen. Kein Hit wird ausgelassen, ob "Karussell", "Leid, seids gscheid" oder "Spinn i". Aber Haindling spielen auch reine Instrumentalstücke. Zuletzt hat Buchner für die Musik zu den Filmbildern von "Bavaria – Traumreise durch Bayern" von Josef Vilsmaier wieder bewiesen, wie monumental seine Musik ist. Die Musiker, von denen laut Buchner sowieso ein jeder "Diverses" spielen kann, greifen auch zu Alphörnern und Klanghölzern.

Der typische Haindling-Sound ist ein Mix aus traditionellen Elementen echter Volksmusik mit Modernem, mit Jazz und gar elektronischen Anklängen. Buchner, der Heimatliebende, verachtet oberflächliche Bayern-Klischees, singt in "Hutzmandl verstecka" gegen die Maskierung mit Trachtenhut für irgendein Fest und für echtes bayerisches Brauchtum. Mit Ironie will er auch sein "Bayern, des samma mia" verstanden wissen, oft gehört auf Volksfesten. Da passt es eben nicht dazu, dass Buchner auf der Bühne von einer Brauerei ein Dreiliter-Weißbierglas gereicht bekommt. Er weist es zurück – solch ein Bayern-Klischee will er nicht bedienen, sondern demaskieren.

"Es freut uns, dass wir in der Heimat sind, und Deggendorf ist quasi Heimat für mich." Heimat ist für Buchner vor allem auch die Donau, an der er lebt und die er erhalten will. Bei der Zugabe fehlt nicht das Lied von "König Horst", dass er dem Ministerpräsidenten am Vorabend von Seehofers Entscheidung zum Donauausbau nur ein paar Meter weiter im Ruderhaus vorgetragen hat. Der Naturschützer Buchner macht mit bayerischem Text zur Melodie von "What a wonderful world" deutlich, wie wichtig ihm die freifließende Donau ist. "Muaß ma an Mund operieren, weil der Löffel zu groß ist?", fragt er sich. "Hob di lang scho nimma gseng" ist die letzte Zugabe. "Es war ein Glückstag", meint Buchner am Ende. Nicht nur für ihn.

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Quelle: Deggendorfer Zeitung
Autorin: Kristina Pöschl