19.2.2015 |
Forscher der TH-Deggendorf lösen mit neuer App großes Problem bei Reichweitendarstellung in Elektrofahrzeugen
Forscher der Projektgruppe E-WALD der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) haben gestern (18.2.15) das neue „ORM“ (Optimiertes Reichweitenmodell) für Elektrofahrzeuge vorgestellt. Über eine speziell entwickelte App erhalten Nutzer von Elektrofahrzeugen künftig deutlich genauere Daten zur maximalen Reichweite ihres Fahrzeugs. Bayerns Technologieministerin Ilse Aigner hat sich gestern zusammen mit Landwirtschaftsminister Helmut Brunner am Technologie Campus Teisnach der THD von der Funktionsfähigkeit des optimierten Reichweitenmodells überzeugt. Aigner zeigte sich als erste offizielle Testerin begeistert: „Das ist ein wichtiger Impuls für die Elektromobilität in ganz Deutschland, der die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen erheblich steigern kann“.
Vor allem bei Erstnutzern von Elektrofahrzeugen ist die Verunsicherung groß. Bei vielen Elektrofahrzeugen unterschiedlicher Hersteller wird ihnen beim Fahrzeugstart zwar eine maximale Reichweite angezeigt, die aber von den Systemen bereits nach wenigen Fahrminuten beträchtlich nach unten korrigiert wird. Häufig müssen sie feststellen, dass das ursprünglich angepeilte Ziel nun doch nicht mit einer Batterieladung erreichbar ist. Der Grund liegt darin, dass bei marktüblichen Elektroautos nur der Energieverbrauch der letzten zurückgelegten Kilometer in die Reichweitenberechnung einfließt. Mit dem ORM haben die Mitglieder der E WALD Forschungsgruppe der THD ein System entwickelt, das vorausschauend arbeitet und die Reichweite eines Elektrofahrzeugs auf den Kilometer genau berechnen kann. Neben der exakten Anzeige der Reichweite hat das Modell einen weiteren großen Vorteil. Es wurde herstellerunabhängig entwickelt und könnte noch in diesem Jahr serienmäßig in ersten E-Fahrzeugmodellen eingesetzt werden. Die Gespräche mit Fahrzeugherstellern laufen vielversprechend.
Als Basis für das ORM-System haben die Forscher eine eigene App, die „InCar App“ entwickelt, die auf einem Tablet im E-Auto läuft. Die Bildschirmdarstellung gleicht der von Navigationsgeräten. Darauf wird das Ergebnis der optimierten Reichweitenberechnungen in Form eines blauen Polygons, quasi einer zweidimensionalen Wolke rund um das Fahrzeug, dargestellt. Die Ränder der Wolke markieren die maximale Reichweite des Fahrzeugs. Genauso gut könnte die maximale Reichweite aber auch über eine Kilometeranzeige dargestellt werden. Zusätzlich werden die verfügbaren Ladesäulen und touristische Ziele im Aktionsradius angezeigt.
Die Berechnung der Reichweite ist deshalb so genau möglich, weil deutlich größere Datenmengen in das empirischen Modell einfließen. So werden sowohl Geoinformationsdaten wie Topographie und Straßennetz, als auch Fahrzeugdaten wie der aktuelle Ladezustand der Batterie, die Außentemperatur und das Fahrverhalten des Fahrers berücksichtigt.
Voraussetzung dafür ist die einzigartige Aufteilung des E-WALD Forschungsprojekts. Die eigens gegründete E-WALD GmbH ist dabei für den operativen Bereich zuständig. Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehören unter anderem die Beschaffung und der Betrieb der Fahrzeugflotte und die Errichtung und der Betrieb der Ladesäulen. Die Fahrzeugflotte umfasst mittlerweile 180 Fahrzeuge fast aller Hersteller. Sie werden über unterschiedlichste Miet- und Car-Sharing-Modelle an Kommunen, Unternehmen und Endverbraucher vermittelt. Strom für die Elektrofahrzeuge steht an mittlerweile 100 Ladesäulen in 90 beteiligten Kommunen in sechs Landkreisen auf einer Fläche von über 7.000 km² zur Verfügung.
An der THD ist das E-WALD Projekt Chefsache. Präsident Prof. Dr. Peter Sperber persönlich ist der Gesamtprojektleiter: „Die Kombination aus Forschungsgruppe und E-WALD GmbH ist wirklich ideal. Die Datenmengen, die unsere Forscher aus dem Betrieb der Fahrzeugflotte erhalten sind gigantisch und beispiellos. Neben den Reichweitenmodellen entwickeln wir unter anderem die neue Generation einer Schnelladesäule für alle Ladesysteme und forschen intensiv im Bereich berührungsloses Laden ohne Stecker. Mit den Ergebnissen können wir die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen deutlich steigern. Das E-WALD ORM ist der beste Beweis dafür“, so Sperber. E-WALD Projektinfos
19.02.2015 | Pressestelle