16.3.2015 |
Technologiezentrum in Teisnach feiert kleines Jubiläum
Seit Oktober 2014 finanziert die TH Deggendorf die Räume selbst
Belächelt worden sei die Technische Hochschule Deggendorf, als sie im Juli 2008 verkündet hatte, die Forschung in Technologiezentren auszulagern, erinnert sich Hochschulpräsident Prof. Dr. Peter Sperber. Zwei Campi waren zu Beginn geplant, einer davon im Landkreis Regen. Nun, fünf Jahre nach der Campus-Eröffnung in Teisnach, werde man darum beneidet. Inzwischen wird das Zentrum auch nicht mehr finanziert, sondern trägt sich selbst. Am Samstag, 21. März, wird das fünfjährige Bestehen bei Vorträgen, Diskussionen und viel Technik zum Anfassen auf dem Gründercampus in Teisnach gefeiert.
Zu Beginn war alles noch vage. Vorgabe war es, dass die Gemeinde, die als Standort für einen Campus dient, fünf Jahre lang der Hochschule die Räume kostenfrei zur Verfügung stellt. Die anfangs noch als Standort gehandelte Kreisstadt Regen fiel aufgrund finanzieller Schwierigkeiten überraschend aus dem Rennen. Als Sperber dann bei Teisnachs Bürgermeisterin Rita Röhrl mit der Idee einer Campus-Gründung im Sommer 2008 anklopfte, fackelte die SPD-Politikerin nicht lange: "Da habe ich mir gesagt, das ist so verrückt, das ist etwas für mich." Sie leitete alles in die Wege und Teisnach konnte sich mit seiner Bewerbung gegen drei andere Mitstreiter durchsetzen. Für den Bau der Räume und deren fünfjährige Finanzierung gründete die Marktgemeinde die "Optik Zentrum Bayern (OZB) GmbH" als hundertprozentiges Tochterunternehmen. Maßnahmen wurden in Windeseile einstimmig im Marktrat durchgewinkt, der Bau begann schon wenige Monate später und im Oktober 2009 konnte das Technologiezentrum vom damaligen Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch eröffnet werden – 50000 Quadratmeter Fläche, davon rund 13000 Quadratmeter Mietfläche, aufgeteilt auf vier Hallen, in die sich die Firmen Rohde & Schwarz, E-Wald, Soleg, CCNST, Amplus, Zellner, IMM, Photonics und die Lebenshilfe eingemietet haben – der Campus hat eine Magnetwirkung auf Unternehmen.
Im FH-Gebäude forschen stets an die 20 Studenten mit drei Professoren. Die Kosten für die stetige Erneuerung von Gerätschaften auf dem Campus und für das Personal belaufen sich jährlich auf rund eine Million Euro, wie Professor Sperber mitteilt. Dazu kommen Mietkosten von rund 100000 Euro pro Jahr, die die Hochschule seit Oktober 2014 an OZB entrichten muss. Für die Gemeinde-GmbH bedeutet die Mieteinnahme 2015 erstmals ein Plus vor Abschreibungen in der Jahresbilanz, erhofft sich die OZB-Aufsichtsratsvorsitzende Rita Röhrl. Die TH dürfe die Mieten allerdings nicht aus Drittmitteln finanzieren, da in den meisten Forschungs- und Fördergrundsätzen stehe, dass die Hochschule ihre Campus-Räume für die Forschung zur Verfügung stellen muss, so Peter Sperber. Auf diesen Missstand habe man den Freistaat Bayern hingewiesen, nun schießt er die Mietkosten aus dem Haushalt zu. Was Erneuerungsarbeiten und Personal betrifft, trägt sich das Ganze dank der Drittmittel von Firmen, die zusammen mit den Forschern auf dem Campus Projekte vorantreiben, selbst. Die Kritik, dass die Hochschule nur dann Forschung betreibe, wenn auch Drittmittel dafür fließen, will der Präsident nicht gelten lassen: "Die Kritik ist völliger Blödsinn. Wir haben keine andere Möglichkeit zu forschen." Von rund 40 Unternehmen aus ganz Deutschland fließen regelmäßig Drittmittel an den Teisnacher Campus, berichtet Hochschulpräsident Sperber.
Nicht nur die Hochschule profitiert von dem Campus, sondern auch Firmen vor Ort, wie zum Beispiel Rohde & Schwarz und die E-Wald GmbH. Beide Unternehmen hätten den Forschungshorizont in Teisnach erweitert, sagt Peter Sperber: Während ursprünglich nanometergenaue Optik, Fertigungs- und Messtechnik im Fokus gestanden seien, werde nun auch an Hochfrequenztechnik in Platinen zusammen mit Rohde & Schwarz und an Elektromobilität mit der E-Wald GmbH geforscht. Der größte und öffentlichkeitswirksamste Meilenstein in der fünfjährigen Campus-Geschichte war, da sind sich Röhrl und Sperber einig, das Großspiegelprojekt im Bereich der Präzisionstechnik. "Dafür haben wir meiner Ansicht nach die beste Maschine weltweit in Teisnach entwickelt und sind jetzt auch in die Spiegel-Fertigung eingestiegen. Das sind ganz neue Methoden, die wir da entwickeln", erklärt Sperber. Im vergangenen Jahr wurde der erste Großspiegel namens "Rita" ausgeliefert und schwebt nun an einer Sonde weit über seinem Produktionsort im Weltall.
Die Fünf-Jahres-Feier in Teisnach findet am Samstag, 21. März, von 15 bis 22 Uhr auf dem Technologie-Campus statt. Programminfo
12.03.2015 | PNP-Daniel Ober