7.9.2015 |
3D-Team der THD restauriert bedeutendes Kunstwerk
Das 3D-Team der Technischen Hochschule Deggendorf hat maßgeblich dazu beigetragen, ein bedeutendes Kruzifix (15. Jahrhundert) aus der namhaften Münchener Lenbach-Sammlung zu restaurieren. Um das Kruzifix zu rekonstruieren und die verloren gegangenen Farbgebungen zu visualisieren, kam im Lenbachhaus erstmalig modernste 3D-Technik zum Einsatz.
Im Rahmen einer Kooperation mit Prof. Joerg Maxzin und Gerd Brändlein von der Technischen Hochschule Deggendorf wurde die originale Skulptur gescannt, virtuell teilrekonstruiert (Finger und Zehen) und in verkleinertem Maßstab 3D gedruckt. Bereits zu Beginn der Arbeiten hatte 3D-Laborleiter Prof. Jörg Maxzin die Idee, die über das Kruzifix wissenschaftlich gewonnenen Erkenntnisse in einer bisher nicht dagewesenen Form zu präsentieren. Das originale Kruzifix sollte rein konservatorisch behandelt und anschließend ausgestellt werden. Frühere Bemalungen, sogenannte Fassungen, sollten auf kleinen Modellen sichtbar gemacht werden. Bisher war es üblich, Befunde oder frühere Zustände von Kunstwerken auf zweidimensionalen Grafiken darzustellen. Nun aber wurde das Kruzifix vom 3D-Labor der Technischen Hochschule Deggendorf mit einem 3D-Streifenlicht-Scanner hochpräzise vermessen und anschließend im 3D-Raum virtuell rekonstruiert. Der Laboringenieur des 3D-Labors, Gerd Brändlein, arbeitete viele Tage an der Verfeinerung des 3D-Modells, bis ein perfektes Scanergebnis vorlag. Nachdem man sich entschlossen hatte, das Original nur zu konservieren, wollte man die Chance nutzen, Fehlstellen an der Figur, wenigstens in den kleinen Modellen zu rekonstruieren. So sollten am Ende nicht nur frühere Bemalungen gezeigt, sondern auch die anzunehmende, ursprüngliche plastische Gestaltung sichtbar gemacht werden. Dazu wurden im 3D-Labor per 3D-Modellierung abgebrochene Finger und Zehen der Figur wieder ergänzt. Für die Ausstellung wurden schließlich aus Polyamid im Laser-Sinter-Verfahren zwei etwa 40 cm hohe Kruzifix-Modelle hergestellt. Auf ihnen wurde die ursprüngliche, gotische und eine spätere barocke Bemalung der Figur rekonstruiert. Durch die bewusste Wahl eines deutlich kleineren Maßstabs für die 3D-Modelle bleibt das originale, konservierte Kruzifix die Hauptattraktion der Ausstellung und erfährt dennoch durch die parallele Darstellung früherer Fassungszustände auf den Modellen eine deutliche Erweiterung seines Bedeutungsgehalts. Prof. Maxzin ist von der Idee noch immer begeistert: „Mit dieser neuen Präsentationsform entspringt der Kooperation des Lenbachhauses mit der Technischen Hochschule Deggendorf ein völlig neuer museumsdidaktischer Ansatz, der in der Zukunft eine Vielzahl von Möglichkeiten für ausgefallene Präsentationen eröffnen wird.“
Das lebensgroße, spätmittelalterliche Kruzifix aus der Sammlung Lenbach zählt zu den bedeutenden, geschnitzten Werken seiner Art im süddeutschen und südtiroler Raum. Interessierte können sich ab sofort in einer Sonderschau im Münchner Lenbachhaus zu den regulären Öffnungszeiten selbst ein Bild von dem Kruzifix und den beiden gefassten 3D-Modellen machen. Eine 3D-Animation zum Projekt finden Sie hier
08.2015 | THD-Pressestelle