13.5.2016 |
Technische Studiengänge am European Campus Rottal-Inn
Aufbaukoordinator Prof. Dr. Raimund Brotsack im Interview
Am 1. Oktober des vergangenen Jahres konnten die ersten Studierenden der ersten zwei Studiengänge am European Campus Rottal-Inn (ECRI) in Pfarrkirchen begrüßt werden. Mit 170 Studierenden wurden alle Erwartungen weit übertroffen. Darauf aufbauend wird jetzt zum Start in das kommende Wintersemester auch der erste technische Studiengang angeboten.
Zusätzlich zu den bereits bestehenden Studiengängen Bachelor International Tourism Management / Health and Medical Tourism und Master Medical Informatics wird ab ersten Oktober der neue Studiengang Bachelor Industrial Engineering / Maintenance and Operation am ECRI angeboten. Seit 15. April läuft die Bewerbungsphase. Wie bereits im Vorjahr ist das Interesse aus dem In- und Ausland auch an diesem international ausgelegten Studiengang äußerst groß. Verantwortlich für den Aufbau der technischen Studiengänge in Pfarrkirchen ist Prof. Dr. Raimund Brotsack, der im nachfolgenden Presseinterview ausführliche Informationen zur technischen Ausrichtung am ECRI gibt.
Herr Prof. Dr. Brotsack,
der erste technische Studiengang Industrial Engineering / Maintenance and Operation, was kann man sich darunter genau vorstellen?
Brotsack:
In diesem Studiengang werden betriebswirtschaftliche und ingenieurstechnische Grundlagen gelehrt. Die Ingenieurfächer zielen dabei darauf ab, dass Studierende sehr gute Kenntnisse im Bereich Service, Wartung und Instandhaltung (Maintenance, Repair and Operation (MRO)) erlangen können. Das Studium ist matrixartig aufgebaut, so dass die Studierenden ab dem dritten Semester viele Wahlmöglichkeiten besitzen und sich somit auf unterschiedliche Schwerpunkte spezialisieren können. Ein Schwerpunkt führt demnach zu einer Ausbildung mehr im Bereich der Organisation, bzw. des Managements von MRO (MRO Manager). Hier geht es dann um Fragen der effizienten Planung, Logistik oder Instandhaltungsstrategien. Im anderen Schwerpunkt geht es mehr um die technischen Bereiche, wie z.B. Anlagen- oder Energietechnik, Mess- und Regeltechnik oder auch Datenerfassung und –verarbeitung (MRO Engineer).
Wie lange dauert dieses Studium und ist wirklich alles komplett international, also „in English“?
Brotsack:
Die Regelstudienzeit sind 7 Semester. Im sechsten Semester müssen die Studierenden bei einem branchenspezifischen Unternehmen ein Praktikum absolvieren. Das Studium ist komplett in Englisch. Dabei reicht es aus, wenn die Studierenden etwa 5 Jahre Englisch in der Schule gelernt haben. Selbstverständlich bieten wir auch sogenannte Unterstützungskurse am Anfang des Studiums, wenn dies gewünscht wird. Erfahrungsgemäß erlangen die Studierenden jedoch sehr schnell ein gutes Sprachverständnis, wenn sie jeden Tag Englisch hören und auch selber sprechen. Zudem müssen Grundkenntnisse einer zweiten Sprache erworben werden. Hier gibt es in unserem internationalen Office verschiedene Angebote, welche durch Wissensvermittlung über Land und Leute ergänzt werden (interkulturelle Kompetenz). Ein wichtiges Ziel in diesem Studiengang ist zudem, dass die Studierenden ein Semester bei einer Partnerhochschule im Ausland absolvieren. Hier bauen wir derzeit entsprechende Kontakte zu internationalen Hochschulen auf um für Studierende gute Empfehlungen und anderweitige Unterstützungen bieten zu können.
Welche Zielgruppe wollen Sie ansprechen?
Brotsack:
Ansprechen möchten wir engagierte junge Menschen, welche sich für die Verbesserung der Energie- und Ressourceneffizienz in der Produktion oder bei der Energieerzeugung interessieren. Studierende sollten dabei Spaß am Verstehen technischer Zusammenhänge gepaart mit dem Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen mitbringen. Zudem wünschen wir uns von unseren Studierenden, dass sie keine Angst vor Englisch oder auch dem Erlernen einer weiteren Sprache haben. Dabei freuen wir uns über Menschen aus der Region ebenso wie über Menschen aus anderen Ländern. Um dem Charakter des European Campus gerecht zu werden versuchen wir hier ganz gezielt einen möglichst hohen Anteil ausländischer Studierender zu erreichen. Unsere Zielgruppe sollte demnach auch keine Angst vor Menschen mit anderer Sprache und anderen kulturellen Hintergründen haben. Am European Campus Rottal-Inn fördern wir das Miteinander unterschiedlicher Kulturen.
Welche Zukunftschancen haben die Absolventen dieses Studiengangs?
Brotsack:
Die Zukunftschancen erachten wir als sehr gut. Menschen, welche diesen Studiengang erfolgreich absolvieren, sind gefragte Mitarbeiter bei Unternehmen aus den Bereichen der Energieerzeugung, der Produktion oder bei Dienstleistungsunternehmen. MRO bietet einen enormen Hebel zur Energie- und Rohstoffeinsparung bzw. der effizienten Nutzung vorhandener Ressourcen. Dies führt nicht nur zu Kosteneinsparungen sondern auch zur Vermeidung von Primärrohstoffen und damit zu Einschränkung von Treibhausgasemissionen. Damit ergeben sich beste Chancen zur Reduktion von Kohlendioxidemissionen und damit in der vom Weltklimarat beschriebenen Zukunftsbranche ‚“De-Karbonisierung“ der Wirtschaft. Zusammen mit guten Sprachkenntnissen und Auslandserfahrung ergeben sich hervorragende Berufschancen bei regional und international tätigen Unternehmen.
Wir sprechen hier vom ersten technischen Studiengang, wie könnte es weitergehen?
Brotsack:
Die Ausrichtung der Studiengänge am European Campus Rottal-Inn erfolgt im Bereich der Energie- und Ressourceneffizienz. Alle hier angebotenen Studiengänge werden in Englisch unterrichtet. Eine inhaltliche Abstimmung weiterer Studienangebote ist noch im Fluss. Ziel ist es jedoch weitere Angebote für Bachelorstudiengänge und auch für Masterstudiengänge zu entwickeln. In bereits laufenden Gesprächen mit Kollegen, Partnern aus der Wirtschaft und Vertretern europäischer Partnerhochschulen werden wir hier weitere interessante Studienangebote entwickeln. Ich kann nur so viel verraten, in jedem Fall ist eine gute Grundausbildung im Bereich der angewandten Ingenieurswissenschaften Basis für die neuen Studiengänge im Bereich effizienter Energie- und Ressourcenverwertung bzw. der Erneuerbaren Energien.
All diese Studiengänge sind konsequent international ausgerichtet. In wie weit deckt sich das mit dem Bedarf der Unternehmen in der Region?
Brotsack:
Bei Gesprächen mit Unternehmen aus der Region konnten wir erfahren, dass verhandlungssicheres Englisch eine sehr wichtige Qualifikation für neue Mitarbeiter ist. Größere Unternehmen mit internationalen Standorten sehen hier besondere Chancen für Absolventen, da diese bereits im Studium nicht nur eine gute fachliche Basis erlernen, sondern am European Campus auch schon mit vielen Menschen aus anderen Ländern Kontakt erhalten. Damit erwerben Sie quasi zwangsläufig auch schon interkulturelle Kompetenzen, welche von den befragten Unternehmen als große Zusatzqualifikation erachtet werden.
Gibt es schon konkrete Überlegungen zur Umsetzung und Zusammenarbeit bezüglich der technischen Studiengänge und den Unternehmen?
Brotsack:
Diese gibt es in der Tat. Hier sprechen wir zum einen mit Partnern, welche uns bei der praxisnahen Ausbildung unserer Studierenden unterstützen, zum anderen aber auch Interesse haben qualifizierten eigenen Mitarbeitern Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung zu eröffnen. Eine sehr schöne Sache ist zudem, dass uns die Stadt Pfarrkirchen und auch das Unternehmen Schlagmann Poroton durch Stiftungsprofessuren unterstützen. Dieses Engagement aus der Region zeigt uns, dass wir hier eine gute Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit haben.
Welchen groben Zeitrahmen haben Sie sich für die Umsetzung der technischen Studiengänge am ECRI gesetzt?
Brotsack:
In 5 Jahren, also etwa bis 2022 möchten wir mit dem Aufbau der technischen Studiengänge abschließen. Mit der weiteren Unterstützung durch die Bayerische Staatsregierung, die kommunalen Partner und die Unternehmen aus der Region und darüber hinaus sehen wir diesem Aufbau mit Zuversicht entgegen. Der European Campus soll dann eine neue Säule in der Bayerischen Hochschulandschaft darstellen. Mit der konsequent internationalen Ausrichtung schaffen hier einen neuen Baustein für Unternehmen um sich in Europa weiter entwickeln zu können.
Herr Prof. Brotsack, vielen Dank für die Informationen und viel Erfolg bei Ihrer weiteren Arbeit.
13.05.2016 | THD-Pressestelle (CM)